Myfest oder Festmeile?

MEINE SICHT

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Kreuzberg 36 in einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer, und das am 1. Mai. Dazu Currywurst für 4,50 Euro, Pommes Schranke und Gummiarmbänder gegen Gewalt auf der Welt oder für Frieden auf Erden oder so ähnlich. Die Oranienstraße als Fanmeile ohne Fußballspiele, der Heinrichplatz als Partyzone. »Ein Bühnenprogramm aus internationalen Musikstars wird die Litfaßsäule zum Zittern bringen«, könnte die Werbung heißen. Dann nämlich, wenn Willy Kausch, Veranstalter der Fanmeile auf der Straße des 17. Juni und der Silvesterfeier am Brandenburger Tor, das Myfest ausrichten wird, worüber sich Bezirk und Kausch in dieser Woche verständigen wollen. Denn: Das Myfest steht auf der Kippe, als apolitische Veranstaltung soll es konsequenterweise auch nicht mehr als »politische Versammlung« angemeldet werden.

Das Myfest war zwar immer politisch motiviert - um den 1. Mai in Kreuzberg krawallfrei zu bekommen, was größtenteils auch geklappt hat. Aber politisch war es nie. Bratwurst, Cola und Bier dominierten von Anfang an das Straßenfest von klaustrophobischen Ausmaßen.

Kann es noch schlimmer werden? Es kann. Bisher waren die Ladengeschäfte rund um das Myfest mit Ständen auf der Straße gut vertreten. Sollte Kausch höhere Standgebühren verlangen, würden vermutlich nur noch die üblichen Partymeilenwagen Bier und Wurst anbieten. Von lokalem Flair und Multikultikiezvielfalt wäre dann vermutlich nicht mehr viel übrig. Und Kreuzberger würde man auf dem zum Touristenmagnet gewordenen Fest vermutlich noch weniger antreffen.

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