Entwicklung mit Hilfe von Religionsführern
Martin Ling über das neue Strategiepapier des BMZ
Es hat etwas von »den islamistischen Terror mit dem Propheten Mohammed austreiben«: »Gerade heute, wo Religion als Rechtfertigung für Terror und Gewalt missbraucht wird, müssen wir die Zusammenarbeit mit allen Religionsgemeinschaften verbessern. Wir dürfen das Feld nicht den Extremisten überlassen, sondern müssen die starkmachen, die sich für Frieden und Entwicklung einsetzen.« Die Worte des gläubigen Christen Gerd Müller sind die Richtschnur für das neueste Strategiepapier des von ihm geführten Entwicklungsministeriums: »Mehr als alles: Der Beitrag von Religionsgemeinschaften zu nachhaltiger Entwicklung«.
An der Grundaussage des Strategiepapier ist nichts zu deuteln: »Religion beeinflusst das Denken und Handeln der meisten Menschen auf diesem Planeten.« Es fehlt nicht an Beispielen, in denen sich der Einfluss religiöser Führer positiv ausgewirkt hat, zum Beispiel in Jordanien, wo religiöse Autoritäten bei einem deutschen Entwicklungsprojekt halfen, Wasser effizienter zu nutzen. Klar ist aber auch, dass Religionen viel negatives Potenzial in sich bergen - wie säkulare Ideologien auch. Müllers Ansinnen »Wo Religion Teil des Problems ist, muss sie Teil der Lösung werden«, ist hehr, in der Praxis bleibt es ein schmaler Grat. An der Spitze des umfassenden menschenrechtlichen Fortschritts stehen Kirchen und Religionen eher selten, wenn es zum Beispiel um Rechte von Frauen oder Minderheiten geht. Müller spricht von klaren Kriterien für die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren - moderate Kräfte sollen gestärkt werden. Um die nachhaltigen Entwicklungsziele SDG bis 2030 zu erreichen, reicht das nicht. Dafür müsste mit der Wachstumsideologie des Nordens gebrochen werden. Das steht nicht zur Debatte.
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