Klare Kante gegen Rassismus im EU-Parlament

Schulz verweist griechischen Faschisten des Saales

  • Lesedauer: 2 Min.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat einen griechischen Abgeordneten wegen rassistischer Äußerungen aus einer Plenarsitzung geworfen. Dieser hatte zuvor auf sehr anstößige und rassistische Art Türken beleidigt.

Straßburg. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hat einen griechischen Abgeordneten wegen rassistischer Äußerungen aus einer Plenarsitzung geworfen. Schulz verwies Eleftherios Synadinos von der faschistischen griechischen Partei »Goldene Morgenröte« am Mittwoch aus dem Saal des Straßburger Parlamentsgebäudes, nachdem dieser von Türken als »geistige Barbaren« gesprochen und sie als »schmutzig« bezeichnet hatte, wobei es sich angeblich um ein Zitat handelte. Für Schulz' Schritt gab es Beifall. Synadinos ging erst nach fast tumultartigen Szenen, als Schulz die Saaldiener gebeten hatte, ihn hinauszuführen.

Schulz hatte zuvor die ins Deutsche übersetzte Äußerung des Abgeordneten so wiedergegeben: »Wie osmanische Wissenschaftler geschrieben haben: Die Türken sind geistige Barbaren, gottesverachtend, Schwindler und schmutzig. Der Türke ist wie der Hund, der den Wilden spielt, aber wenn er gegen den Feind zu kämpfen hat, davonläuft. Der einzige effektive Weg, mit den Türken umzugehen, ist die Faust und Entschlossenheit.« Diese Äußerung stelle nach der Geschäftsordnung des Parlaments eine »schwerwiegende Verletzung der Werte und Grundsätze der Union« dar, sagte der deutsche Parlamentspräsident.

Der Verweis Synadinos' aus dem Saal sei eine ungewöhnliche Maßnahme, die er aber für »unvermeidlich für die Würde unseres Hauses halte«, sagte Schulz. Zugleich sei es eine Grundsatzentscheidung, weil er im Parlament den systematischen Versuch erkenne, »den Rassismus hier salonfähig zu machen«. Eine direkte Aussprache zu seinem Schritt lehnte Schulz ab, verwies aber darauf, dass sich Synadinos später äußern könne. In der Debatte war es um die Flüchtlingskrise und insbesondere die Zusammenarbeit zwischen der EU und der Türkei gegangen.

Nach Angaben eines Parlamentssprechers kommen derartige Rauswürfe sehr selten vor. So sei 1988 der protestantische Pfarrer und Politiker Ian Paisley aus Nordirland des Saales verwiesen worden, nachdem er eine Rede des damaligen Papstes Johannes Paul II. gestört hatte. 2010 wurde der ebenfalls britische Abgeordnete Godfrey Bloom des Saales verwiesen, nachdem er Schulz, der damals noch nicht Präsident des Parlaments war, mit einem Nazi-Vergleich attackiert hatte. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal