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Teile und herrsche

Im Kino: »Batman v Superman: Dawn Of Justice« von Zack Snyder

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 4 Min.
Regisseur Zack Snyder ist mit »Batman v Superman« grandios gescheitert. Die schlampige und gewollt erscheinende Verbindung des Superman- mit dem Batman-Kosmos zerstört das Superman-Potenzial.

»Batman v Superman« ist der wohl teuerste, längste und lauteste Trailer der Filmgeschichte. Der Film ist eine monumentale Vorschau, ein bombastischer Werbeclip für das von DC-Comics und Warner geplante Film-Universum um die Comicfiguren von der »Justice League«, deren Personal hier eingeführt und für kommende Megaproduktionen empfohlen wird. Insofern steht dieser konfuse und ohrenbetäubende Blockbuster mit einem Bein bereits in einer zukünftigen Verwertungskette - und verliert sich dabei selber aus dem Blick.

Vor der Pressevorführung beschwor Regisseur Zack Snyder in einem eingespielten pathetischen Appell die Kritikergemeinde, in den Besprechungen doch bloß keine Handlungswendungen zu verraten. Da erwartet der Kritiker natürlich ein komplexes Script mit wilden Twists - und wird umso mehr enttäuscht: Die Handlung ist zäh, unübersichtlich und voraussehbar, es verbirgt sich so gut wie keine echte Überraschung.

»Batman v Superman« knüpft an seinen Vorgänger »Man of Steel« an. Am Ende dieser zweistündigen Zerstörungsorgie von 2013 hat Superman zwar außerirdische Bösewichte zur Strecke gebracht, im Zuge dessen aber Metropolis in Schutt und Asche gelegt und jede Menge Opfer auf dem Gewissen. Zack Snyder inszenierte diese Schlacht gekonnt und reißerisch in Anlehnung an Bilder von 9/11.

Die Mischung aus Rettung und Zerstörung, für die Superman (Henry Cavill) steht, ist das Konfliktpotenzial für den neuen Film: Kann die Menschheit ein Alien (selbst ein gutmeinendes) mit der Macht, die Erde zu zerstören, einfach gewähren lassen? Wollen die Menschen andererseits auf ihren Engel verzichten? Und wie sollte ein Gott in der Praxis kontrolliert werden? Nach vielen moralischen Debatten und einigen Faustkämpfen steht jedoch wieder die »liberale« Botschaft: Der Staat schafft es nicht, die Bürgerwehren müssen ran - auch wenn die hin und wieder über die Stränge schlagen.

Es gibt auch bemerkenswerte Szenen, etwa wenn Supermann vor einem Senatsausschuss aussagen soll. Ein Gott im Zeugenstand. Bereits in »Man of Steel« ließ Regisseur Zack Snyder seinen Mann aus Stahl in muffige menschliche Verhörzimmer hinabsteigen. Und Jessie Eisenberg rettet als kindisch-böser Lex Luther zwar nicht den Film, aber doch immerhin seine Szenen. Als psychopathischer Clown hat er eine diebische Freude daran, seine größten Widersacher aufeinanderzuhetzen: »Teile und herrsche« lautet sein Credo. Ein weiterer Lichtblick ist die selbstironische Darstellung des Batman-Butlers Alfred durch Jeremy Irons.

Es gibt auch eine kurze Alptraumsequenz, die ungefähr das erfüllt, was man angesichts der in den Trailern angekündigten Düsterheit und der bisherigen Arbeiten von Zack Snyder von »Batman v Superman« eigentlich erwartet hätte. Die Szene sieht aus, als hätte der Regisseur »Mad Max« gesehen, dabei festgestellt, wie brav sein eigener Film geraten ist, und hätte dann noch schnell ein bisschen harte Apokalypse nachgeschoben - vergeblich: Die beeindruckende Szene bleibt ein einsamer Ausreißer. Man kann durch sie aber erahnen, auf welche Art ein fesselnder »Man of Steel 2« (ohne Batman!) aus dem Stoff hätte entstehen können.

Die holprige, schlampige und gewollt erscheinende Verbindung des Superman- mit dem Batman-Kosmos zerstört nicht nur das Superman-Potenzial. Der gesamte Konflikt der beiden ist eigentlich ein Etikettenschwindel, die zentrale Konstellation war bereits aus den (hervorragenden und darum irreführenden) Trailern bekannt: Batman wird sich entschließen, Superman zu bekämpfen. Unbekannt ist vor dem Kinobesuch einzig die Motivation des Fledermausmanns. Und die wird so unbefriedigend, so wenig nachvollziehbar hergeleitet, dass dies die inhaltliche Ebene des Films zerstört.

Ebenfalls voraussehbar war, dass dieser Batman mit jenen zwei Gesichtern auskommen muss, die der Schauspieler Ben Affleck zu generieren in der Lage ist. Diese Befürchtung bestätigt sich, aber man muss auch sagen, dass diese beiden (irgendwie grimmigen) Mimiken bestens zu dem rohen Bürgerwehr-Brutalo passen, als der Batman hier dargestellt wird.

Zack Snyder hat sich offensichtlich an Christopher Nolans innovativer Batman-Trilogie orientiert - und hat wohl versucht, einfach auf doppelte Lautstärke zu stellen, bei erheblich weniger Gehalt. Wenigstens versucht der Film nicht auch noch, witzig zu sein. Was bleibt, ist eine furiose, aber teilweise hölzerne Aktion. Innerhalb der monumentalen Kämpfe aber stechen immer wieder umwerfende Einzelbilder heraus. Und so hat das »Forbes Magazin« recht, wenn es schreibt: »›Batman v Superman‹ ist ein Geschenk für die Augen, aber er wird Ihrem Geist Schmerzen zufügen und Ihr Herz brechen.«

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