Ägyptisches Militär findet Trümmer von MS804
Suche nach Ursache für Absturz von Flug MS804 begonnen / Maschine von EgyptAir mit 66 Menschen an Bord abgestürzt / Gründe für Kastastrophe bisher völlig unklar / Fehlender Notruf gibt Rätsel auf
Update 17.15 Uhr: Ölspur entdeckt
Der Beobachtungssatellit Sentinel-1A hat nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA einen Ölstreifen auf der Oberfläche des Mittelmeers entdeckt. Auf den Satellitenbildern war der etwa zwei Kilometer lange Fleck etwa 40 Kilometer südöstlich der letzten bekannten Ortung des Airbus entdeckt worden. Allerdings sei nicht sicher, dass der Ölstreifen von dem vermissten Flugzeug stammt, hieß es in der Mitteilung der ESA in Paris. Die Hintergründe des Unglücks sind weiter unklar.
Update 13.20 Uhr: Ägyptisches Militär meldet Fund von Wrackteilen im Mittelmeer
Einen Tag nach dem Verschwinden der EgyptAir-Maschine über dem Mittelmeer hat das ägyptische Militär etwa 290 Kilometer vor der Küste von Alexandria Trümmerteile des vermissten Flugzeugs MS804 gefunden. Unter den im Mittelmeer treibenden Stücken sollen auch persönliche Gegenstände von Passagieren gesichtet worden sein, teilte das Militär mit. Die Suchmannschaften fanden zwei Flugzeigsitze, Koffer und den Teil einer Leiche, sagte der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos am Freitag unter Berufung auf ägyptische Behörden. Die Absturzursache blieb unterdessen weiter unklar.
In der Nacht zu Freitag hatte es widersprüchliche Angaben über Fundstücke des Flugzeugs gegeben. So hätten griechische Suchmannschaften zunächst vor der Küste der griechischen Insel Karpathos mutmaßliche Wrackteile gefunden. EgyptAir bestätigte den Fund zunächst, dementierte aber später, dass es sich dabei um Teile der vermissten Maschine handelte, so auch die griechische Luftsicherheitsbehörde.
Suche nach Ursache für Absturz von Flug MS804 beginnt
Kairo. Keine Hoffnung mehr für die Insassen der verunglückten Passagiermaschine von EgyptAir: Nach Angaben der griechischen Zivilluftfahrt stürzte das Flugzeug mit 66 Menschen an Bord in der Nacht zum Donnerstag vor der griechischen Insel Karpathos ins Meer. Der Grund für das plötzliche Verschwinden der Maschine vom Radar war zunächst unklar - Experten und auch die ägyptischen Behörden schlossen einen Anschlag nicht aus.
Flug MS804 verschwand um 03.29 Uhr Ortszeit (02.29 Uhr MESZ) vom Radar der griechischen Behörden, wie ein Vertreter der Zivilluftfahrt der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zu dem Zeitpunkt hielt sich die Maschine bereits im ägyptischen Luftraum auf. Etwa 240 Kilometer vor Karpathos, zwischen Rhodos und Kreta, sei sie ins Meer gestürzt. Die letzte Kommunikation mit dem Piloten gab es drei Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs. Laut Egypt Air sei der Kontakt zur Maschine erst um 3.45 Uhr Ortszeit abgerissen. Die Fluglinie habe die betroffenen Behörden und Stellen alarmiert und einen Rettungseinsatz in Gang gesetzt, teilte das Unternehmen auf Twitter mit.
Kurz vor dem Absturz vollzog der Airbus A320 in kurzer Folge zwei heftige Drehungen und verlor dabei mehrere tausend Meter an Höhe, wie der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte. Erst schwenkte die Maschine demnach um 90 Grad nach links, kurz darauf um 360 Grad nach rechts. Zugleich sei der Airbus A320 von mehr als rund 11.000 Metern auf rund 4500 Meter abgesackt. Als MS804 vom Radarschirm verschwand, habe er sich etwa in einer Höhe von 3000 Metern befunden.
Ein Vertreter der ägyptischen Behörden erklärte, weder ein »technischer Defekt« noch ein »terroristischer Akt« könnten als Ursache für den Absturz ausgeschlossen werden; Wrackteile seien bisher nicht gefunden worden. Eine internationale Suchaktion nach der Maschine lief an. Ägypten und Griechenland schickten Flugzeuge und Schiffe.
EgyptAir erklärte, noch sei unklar, weshalb Flug MS804 verschwunden sei. Frankreichs Staatschef François Hollande sagte, »keine Hypothese« werde ausgeschlossen. Ähnlich äußerte sich Premierminister Manuel Valls. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Hollande und sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi vereinbarten eine »enge Zusammenarbeit« bei der Aufklärung.
Die Maschine war auf dem Weg von Paris nach Kairo. An Bord waren außer der Besatzung und Sicherheitsoffizieren 56 Passagiere, darunter neben 30 Ägyptern auch 15 Franzosen sowie unter anderem Bürger aus Großbritannien, Kanada und dem Irak. Deutsche waren nicht unter den insgesamt 26 ausländischen Passagieren.
Widersprüchliche Angaben gab es dazu, ob die Crew vor dem Verschwinden der Maschine einen Notruf absetzte. Entsprechende Angaben eines Vertreters von EgyptAir dementierte das ägyptische Militär und später auch die griechische Zivilluftfahrt.
Experten befürchten daher einen plötzlichen Zwischenfall an Bord. »Ein technisches Problem wie ein Brand oder eine Motorenpanne führt normalerweise nicht sofort zu einem Unfall«, sagte der Luftfahrtexperte Jean-Paul Troadec. In solchen Fällen hätte die Besatzung Zeit gehabt, zu reagieren und Alarm zu schlagen. Weil das nicht geschah, könne auch »an ein Attentat gedacht« werden.
Der Pilot erwähnte in seinem letzten Gespräch mit der griechischen Flugaufsicht »kein Problem«. Wie die griechische Aufsichtsbehörde Ypa mitteilte, kam der Funkkontakt zustande, als sich die Maschine in 37.000 Fuß Flughöhe in der Nähe von Athen über der Insel Kea befand. Der Pilot war laut Ypa »guter Laune«.
Bei der Maschine handelte es sich um eine A320 aus dem Jahr 2003 und damit um eine neuere Maschine. Der Airbus gilt zudem als zuverlässig, und seine Technologie wurde im Laufe der Jahrzehnte stetig verbessert. Der Unglücks-Airbus hatte am Donnerstag vor seinem Start in Paris mehrere Flüge zwischen Kairo und anderen Städten absolviert.
Flug MS804 verschwand mehr als sechs Monate nach dem Absturz einer A321-Maschine kurz nach dem Start im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg. Alle 224 Insassen, zumeist russische Urlauber, starben damals. Ermittler gehen davon aus, dass die Maschine von einer Bombe auseinandergerissen wurde. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat erklärte anschließend, den Airbus zum Absturz gebracht zu haben. AFP/nd
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