Falsche Rücksichtnahme

Aert van Riel über den Umgang mit dem Genozid an den Armeniern

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn man auf internationale Partner angewiesen ist, dann nimmt man auf diese Rücksicht. Nach dieser Maxime handelt auch die Bundesregierung. Die Türkei hilft ihr bei der Flüchtlingsabwehr an der südöstlichen EU-Außengrenze. Im Gegenzug stellt die Große Koalition nicht nur finanzielle Hilfen bereit, sondern sie hat auch immer wieder eine Resolution verzögert, in der in Bezug auf die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg von einem Völkermord die Rede ist.

Dieses Verhalten ist beschämend. Denn politische Entscheidungen dürfen nicht von dem Willen eines Despoten, also vom türkischen Präsidenten Erdogan, abhängig gemacht werden. Der Bundestag sollte nicht zögern, den schwarz-rot-grünen Antrag zum Genozid zügig zu verabschieden.

Dieser weist allerdings mindestens eine Schwachstelle auf: Die Beteiligung des Deutschen Reichs an den damaligen Massenmorden wird heruntergespielt. Es sollen nämlich keine unangenehmen Fragen zur Geschichte der deutsch-türkischen Allianz aufkommen. Wie vor 100 Jahren hat diese Kooperation auch heute für viele Menschen im Nahen Osten schreckliche Auswirkungen. Die türkische Regierung ist am Krieg in Syrien beteiligt und führt einen brutalen Feldzug gegen die Kurden. Die Große Koalition nimmt beides bislang schulterzuckend hin.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.