Außenseiter ärgert Etablierte

Gary Johnson will für die Libertäre Partei ins Weiße Haus einziehen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Was angesichts erdrückender Dominanz der beiden Großparteien in den USA oft vergessen wird: Auch »thirdparty candidates«, also Vertreter sogenannter Drittparteien, sind im Wahlkampf. Gary Johnson etwa will es den Demokraten und Republikanern nicht zum ersten Mal schwerer machen. Die Libertarians haben den Ex-Gouverneur von New Mexico und Selfmade-Millionär jetzt zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gekürt. Chancen hat der 63-Jährige nicht; vor vier Jahren kam er auf knapp ein Prozent, das waren landesweit 1,3 Millionen Wähler. Aktuell erscheint die Libertäre Partei in 32 Bundesstaaten auf dem Stimmzettel für den 8. November. Doch sie profitiere vom bisherigen Wahlkampf und erfahre überraschend große Aufmerksamkeit und Sympathie, so Wahlbeobachter.

Donald Trump wie die demokratische Favoritin Hillary Clinton leiden unter historisch schlechten Beliebtheitswerten – Johnson wiederum unter mangelnder Medienpräsenz. Er müsste in fünf landesweiten Umfragen über 15 Prozent liegen, um für die drei großen »Presidential Debates« im September und Oktober zugelassen zu werden. Die 1971 gegründeten Libertarians sind eine der größeren »Drittparteien«. Sie stehen für einen »schlanken« Staat, der seine Aufgaben auf Polizei, Militär und Justiz beschränkt, nicht ordnungspolitisch in die freie Marktwirtschaft eingreift sowie Individualrechte und Selbstverantwortung der Bürger achtet, auch in Sachen Drogen. Das Recht auf Waffenbesitz gehört ebenso zu den Parteigrundsätzen wie eine Außenpolitik ohne militärische Interventionen.

Kaum gewählt, sah sich Johnson mit Vorwürfen konfrontiert, nicht wirklich libertär zu sein, weil er für ein Verbot von Burkas und muslimischen Symbolen plädiert hatte. Alles nur ein Missverständnis, so der aus North Dakota stammende Johnson, der noch als Republikaner von 1995 bis 2003 New Mexico regierte. Reich wurde er mit einer Handwerker-Firma; lange war er auch Chef von Cannabis Sativa Inc., die das auf Rezept erhältliche Rausch- und Schmerzmittel produziert. Viele Vorlagen eigentlich für eine interessante TV-Debatte.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -