Die Euphorie ist fragil

Frankreichs Trainer könnte seine Stars degradieren

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Marseille. Die drei Wunderkerzen in den Nationalfarben auf Kingsley Comans Geburtstagstorte waren auch ein Zeichen an alle Franzosen. Der Funke soll endgültig überspringen im EM-Gastgeberland, und das nicht mit Glück wie beim Auftaktsieg gegen Rumänien, sondern mit Champagner-Fußball in blau-weiß-rot. Im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch (21 Uhr) in Marseille gegen den krassen Außenseiter Albanien kämpft Frankreich nicht nur um das vorzeitige Achtelfinal-Ticket, sondern auch um die noch zerbrechliche EM-Euphorie.

Aus diesem Grund zittern plötzlich die großen Namen um ihren Platz im Team. In französischen Medien wird spekuliert, dass Nationaltrainer Didier Deschamps über eine Umstellung der Taktik von 4-3-3 auf 4-2-3-1 nachdenkt und dafür die Stars Paul Pogba und Antoine Griezmann »opfern« könnte. »Für mich zählt nur die Leistung. Sie haben keine Garantie auf einen Stammplatz«, betonte der Welt- und Europameister. Es wäre ein Denkzettel für die beim Auftakt enttäuschenden Hoffnungsträger - und die große Chance für Coman.

Der Shootingstar von Bayern München, der am Montag 20 Jahre alt wurde, würde im neuen System eine der beiden Außenpositionen neben Auftaktheld Dimitri Payet besetzen. »Er hat eine besondere Gabe im Dribbling«, schwärmte Deschamps über den Flügelflitzer: »Er ist auch pfeilschnell und trifft das Tor.«

Bei seiner Geburtstagsfeier im Teamquartier Clairefontaine, von der der französische Verband ein Video ins Internet stellte, strotzte der jüngste Franzose, der jemals bei einem großen Turnier auflief, noch nicht vor Selbstbewusstsein. Zuerst ging ihm beim Ausblasen der Kerzen die Puste aus, dann stammelte er sich mit Händen in den Taschen eine Mini-Rede zurecht. »Danke an alle«, sagte Coman: »Und das war's.«

Auf dem Rasen soll es für ihn jetzt erst richtig losgehen. Vielleicht ja Seite an Seite mit dem zweiten Jungstar, dem ebenfalls 20-jährigen Anthony Martial. Der Profi von Manchester United dürfte die andere Außenbahn beackern, sollte Frankreich im 4-2-3-1 auflaufen. »Die jungen Spieler werden für mich die EM gewinnen«, sagte Außenverteidiger Patrice Evra (35): »Ich selbst brauche keine Küsschen links und rechts.« SID/nd

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