Im Trikot oder Kleid - Hauptsache aufs Rad

Zum Velothon strömen an diesem Wochenende wieder 12 000 Fahrradenthusiasten nach Berlin

Am Wochenende bestimmen die Radfahrer wieder das Bild in der Berliner Innenstadt. 12 000 Jedermänner und -frauen versammeln sich zum Velothon - manche von ihnen in ganz besonderen Kostümen.

Die Fanmeile muss weichen. Es wird sicher ein paar Stunden dauern, bis die Straße des 17. Juni von all den Bierbechern und Bratwurstpapptellern der Fußballanhänger gesäubert ist, doch spätestens ab Freitagmittag übernehmen die Fahrradfahrer das Herz Berlins. Es ist Velothon-Zeit und 12 000 Radler messen sich am Wochenende: vom Kinderrennen über das der Jedermänner und -frauen bis hin zur deutschen Meisterschaft der U23-Klasse. »Wir sind noch nicht ganz ausverkauft. Man kann sich am Freitag und Samstag noch nachmelden, wenn man kurzentschlossen noch dabei sein will«, sagt Hendrik Heinz, Projektleiter beim Veranstalter Ironman, der zudem ein buntes Rahmenprogramm verspricht.

Besonders bunt dürfte in diesem Jahr das Rennen zur sogenannten Brompton World Championship sein. Gefahren wird auf speziellen Falträdern, einer englischen Weiterentwicklung der altbekannten Klappräder. Wer hier an die Startlinie rollt, trägt keine Radhose mit eng anliegendem Trikot, sondern Schlips mit Jackett oder Kleid mit Hut, denn der Dresscode ist »very british«. »Das wird ein schöner Farbtupfer«, sagt Heinz.

Es ist der neueste Versuch, noch mehr Fahrradfahrer zum Velothon zu locken, eine Veranstaltung, die sich seit der Premiere 2008 in der Hauptstadt längst etabliert hat, auch wenn noch Potenzial zum Wachsen vorhanden ist. Zuletzt hatten die Veranstalter beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) angefragt, ob man nicht deren Sternfahrt, die alljährlich Hunderttausende zur Großdemonstration anlockt, mit dem Velothon verbinden könnte. »Das hat leider noch nicht geklappt, weil der ADFC auf sein Alleinstellungsmerkmal nicht verzichten möchte und erst mal keine Verbindung zwischen einer Demonstration und einer kommerziellen Radveranstaltung sieht«, berichtet Heinz.

Abgeschrieben sei die Idee aber nicht, schließlich bewege sich in Berlin gerade viel. Die Initiative Volksentscheid Fahrrad übergab in dieser Woche dem Senat mehr als 100 000 Unterschriften für eine bessere Radinfrastruktur und mehr Sicherheit im Verkehr in der Stadt. Heinz will sich nun auch mit der Initiative auseinandersetzen und die Möglichkeiten etwa für ein autofreies Wochenende mit Sternfahrt am Samstag und Velothon am Sonntag ausloten. Ob es zu einem solchen Gemeinschaftsprojekt kommt, ist noch völlig unklar. Es könnte frühestens in einem Jahr umgesetzt werden - zum Jubiläum des 10. Velothons.

Ein ganz anderes Gemeinschaftsprojekt, das es schon zum Velothonstart 2008 gab und seitdem immer weiter anwuchs, ist das nd-Radteam. Angefangen hatte es mit 22 Lesern und Leserinnen, im Jahr 2016 umfasst es schon 58 von ihnen. Sie werden wie immer 60 oder gar 120 Kilometer in Angriff nehmen und versuchen, ihre Bestzeiten aus den Vorjahren zu verbessern. Um Goldmedaillen geht es beim Jedermannrennen vorbei an Siegessäule, Brandenburger Tor, Tempelhofer Flugfeld, Schloss Bellevue und East Side Gallery nur den allerwenigsten.

Fast die Hälfte der nd-Fahrer profitiert alljährlich von Gratisplätzen im Team. Dieses Mal gewann Wolfram Fischer bei der Verlosung. Er wird zum sechsten Mal aus Klingenthal anreisen, und freute sich sehr »über mein Losglück«, schrieb er uns. »Vielen Dank. Das Startgeld war aber eine geplante Ausgabe und deshalb werde ich es als Spende an SODI weiterleiten. Ich freue mich auf das Wochenende in Berlin.«

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