Mit »Forsicht« zu genießen

Martin Kröger über die jüngste 
Umfrage zur 
kommenden Wahl

  • Lesedauer: 2 Min.

Die jüngste Abgeordnetenhauswahl-Umfrage von Forsa im Auftrag der »Berliner Zeitung« ist bemerkenswert. Denn die »Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH«, wie sie mit ganzem Namen heißt, misst zum Teil ganz andere Zustimmungswerte zu den Parteien als andere Meinungsforschungsinstitute. Infratest dimap beispielsweise misst seit Monaten eine Zustimmung zur rechtspopulistischen »Alternative für Deutschland« (AfD) von 15 Prozent. Bei Forsa liegen die Rechten dagegen bei acht Prozent.

Es wäre natürlich aus politischer Sicht begrüßenswert, wenn am Ende tatsächlich weniger Menschen ihr Kreuz bei den Rechten machten. Aber zugleich berichten wahlkämpfende Politiker sowohl aus dem Ostteil als auch dem Westen, dass sie zuhauf mit Sympathisanten der Rechten konfrontiert seien.

Sind die Zahlen von Forsa also quasi mit »Forsicht« zu genießen? Bei der vergangenen Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2011 lagen die Demoskopen von Forsa jedenfalls außer bei der Linkspartei häufig mit ihren Prognosen daneben. Bei etwa plus Minus/Plus 2,5 Prozentpunkten liegt die Fehlertoleranz normalerweise. Richtig daneben lag Forsa im Jahr 2011 beispielsweise bei der SPD, die statt der vorhergesagten 32 Prozent »nur« 28,3 Prozent der Zweitstimmen erzielte. Auch die Piratenpartei hatte Forsa damals zu niedrig eingeschätzt: Statt fünf Prozent bekamen die Piraten 8,9 Prozent. Dass Forsa in Umfragen mal kräftig daneben liegt, zeigten auch die Landtagswahlen im Frühjahr dieses Jahres in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Bei denen wurde die AfD im Vorfeld stets niedriger bewertet als die Wahl am Ende ergab.

Natürlich verschleiern Rechte ihre Wahlabsichten, aber für die Berliner Wahl kann das nur heißen, dass die Auseinandersetzung mit der AfD umso intensiver geführt werden muss, wenn man sie tatsächlich aus dem Abgeordnetenhaus heraushalten will.

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