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Sieben Tage, sieben Nächte

  • Lesedauer: 3 Min.

Diese Woche soll die Raumsonde Juno den Jupiter erreicht haben. Wir müssen das mit Vorsicht formulieren, denn es gibt keine Augenzeugen. Das ist ja alles so weit entfernt und so schwer vorstellbar wie Sigmar Gabriel als Kanzler oder die Fertigstellung des Großflughafens BER. Man möchte schließlich nicht irgend einem Schwindel aufsitzen. Der Anlass für den Irak-Krieg war ausgedacht, das wurde gerade erst wieder bestätigt, und den vermeintlichen tollen Investor für den Flughafen Hahn gibt es gar nicht. Da sollen wir diese Juno-Story einfach so glauben?

Sicher, schön wäre es ja. Was könnte man daraus nicht alles machen: Die Freiheit ist grenzenlos, eine andere Welt ist möglich, solche Sachen. Wenn man sich nur drauf verlassen könnte. Gern würden wir die Sache selbst recherchieren, aber allein die Kilometerpauschale und die Spesen für auswärtige Verpflegung, das sprengt unseren leider nicht intergalaktischen Reportagefonds.

Bleibt nur der gesunde Menschenverstand. Und der sagt uns: Hm. Naja. Irgendwie. Eigentlich. Obwohl. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Die Sache ist auch dadurch verdächtig, dass die NASA so merkwürdige Gegenstände in die Raumsonde gesteckt hat. Zwei Legofiguren, die den Astronomen Galilei und die Göttin Juno darstellen sollen. Diese Beigabe hat nur einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass es auf dem Jupiter vernunftbegabte Wesen gibt. Wenn die diese Figuren in die Finger kriegen (falls sie Finger haben), könnten sie denken (falls sie denken können), dass es sich um bedeutende Botschafter der Erdbewohnerschaft handelt. Kleine, bunte Kunststoffquader auf Erdölbasis. Schönen Dank auch.

Jetzt soll die Sonde Juno den Jupiter beobachten. Ein permanenter Spähangriff. Ob denen das dort gefällt, hat natürlich niemand gefragt. Aber wer weiß, vielleicht beobachten sie uns ja auch. Zum Beispiel dieses große gelbe Ding, das komischerweise vor allem nachts am Himmel auftaucht, wenn die meisten Leute schlafen, und von dem schon Kindern eingeredet wird, das sei der Mond. Wer da mal kritisch nachfragt, wird schief angeguckt. Auch auf unseren Wissenschaftsseiten wird er einfach als Tatsache hingenommen.

Dieser so genannte Mond ist manchmal so gut wie unsichtbar; wahrscheinlich haben sie dann gerade Stromausfall. Oder sie verdunkeln ihn, aus Gründen. Die Menschen haben sogar schon nachgesehen auf dem »Mond«, aber gefunden haben sie nichts weiter. Also nicht solche Kinkerlitzchen wie Legosteine. Naja, die vom Jupiter sind offenbar nicht blöd und vermeiden den direkten Kontakt mit diesen durchgeknallten Erdbewohnern. Und deshalb wird die Raumsonde Juno auch nicht allzu viel erfahren über den Jupiter. Nur gerade so viel, wie sie uns wissen lassen wollen. Da können die Astronomen jetzt noch so jubeln. wh

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