Unnötige Überkapazitäten

Thüringen schließt zahlreiche Flüchtlingsheime

  • Lesedauer: 2 Min.

Infolge der stark gesunkenen Zahl von neu in den Freistaat kommenden Flüchtlingen trennt sich Thüringen von etwa der Hälfte seiner in der jüngeren Vergangenheit bestehenden zehn Erstaufnahmeeinrichtungen. Derzeit seien etwa 500 Flüchtlinge in den Heimen in Suhl und Gera untergebracht - wo doch beide Unterkünfte jeweils eine Kapazität von mehr als 1000 Plätzen hätten, sagte Thüringens Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne). Deshalb sei es »durch nichts zu rechtfertigen«, weiterhin noch einen dritten oder sogar noch mehr Erstaufnahmestandorte in Thüringen zu betreiben.

Beide Flüchtlingsheime, die in Suhl auf einem ehemaligen Militärgelände und in Gera in einem ehemaligen Krankenhaus untergebracht sind, sollen nach dem Willen Lauingers das Rückgrat des Flüchtlingsmanagements im Freistaat bleiben. Eine Industriehalle in Hermsdorf und ein ehemaliges Internat im Geraer Stadtteil Liebschwitz werde das Land als Reserve für den Fall vorhalten, dass die Flüchtlingszahlen schnell wieder deutlich anstiegen, so Lauinger. Die Nutzungsvereinbarungen zu den übrigen Einrichtungen - unter anderem in Gotha, Ohrdruf und Mühlhausen - wolle man dagegen entweder zeitnah auslaufen lassen oder über Aufhebungsverträge beenden.

Letzteres sei im Fall der für Sonneberg geplanten Erstaufnahmeeinrichtung geschehen. Dort würden dem privaten Investor alle Kosten vom Land erstattet, die ihm für den Versuch entstanden seien, aus mehreren Plattenbau-Blocks ein Flüchtlingsheim zu machen.

Offen sei derzeit noch, ob die ursprünglich einzige Erstaufnahmeeinrichtung Thüringens in Eisenberg in Zukunft als Flüchtlingsheim genutzt werden solle oder nicht, sagte Lauinger. Das Objekt müsse eigentlich kernsaniert werden. Ob sich dieser Aufwand allerdings angesichts des neuen Flüchtlingskonzeptes des Freistaats lohne, sei noch nicht entschieden.

Möglich werden die Schließungen der Heime nach Angaben Lauingers durch die stark gesunkenen Flüchtlingszahlen. Seit März sei die Anzahl der neu nach Thüringen kommenden Schutzsuchenden eingebrochen: Im Juni seien 209 Menschen gekommen, im Mai 144, im April 70, im März 228. Im vergangenen Jahr waren pro Monat teilweise mehrere tausend Flüchtlinge nach Thüringen gekommen. Die neuen Zahlen ermöglichten dem Land auch, ein Integrationspaket in Höhe von 50 Millionen Euro zu schnüren. Das Geld, das für die Erstaufnahme nicht gebraucht wird, soll aus dem Haushalt des Freistaates an die Kommunen gehen, damit diese damit unter anderem Kita-Plätze für Flüchtlingskinder bezahlen können. sh

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal