Dschihadisten wollen Aleppo erobern

Offensive gegen von Regierungstruppen belagerte syrische Stadt / Russischer Hubschrauber abgeschossen

  • Lesedauer: 3 Min.
Aleppo gilt als wichtigstes Symbol des syrischen Bürgerkrieges. Regierungstruppen haben Rebellen in der Stadt eingekreist. Doch ein Bündnis islamistischer Aufständischer will die Stadt freikämpfen.

Damaskus. Nach Beginn einer Offensive auf das belagerte Aleppo rücken islamistische Rebellen gegen Regierungstruppen nahe der Stadt vor. Die Aufständischen wollen den Ring aus Einheiten von Präsident Baschar al-Assad durchbrechen und eine neue Nachschubroute für die eingeschlossenen Rebellen im Ostteil der Stadt freikämpfen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Montag von heftigen Gefechten im Südwesten der Stadt, wo die Islamisten Gebiete erobert hätten. Von dort ist der belagerte Teil Aleppos nur wenige Kilometer entfernt.

Aleppo gilt als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg. Im Juli hatten Regierungseinheiten die letzte Versorgungsroute aus der Stadt heraus gekappt und bis zu 300 000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Staatliche syrische Medien bestätigten Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen in der Region. Allerdings hätten die Aufständischen keine Gebiete erobern können.

Angeführt wird die Offensive, die am Sonntagabend begann, von teilweise radikalislamischen Gruppen. So handelt es sich bei Fatah al-Scham - noch vor wenigen Tagen als Al-Nusra-Front der offizielle Ableger des Terrornetzwerkes Al Qaida in Syrien - um Dschihadisten. »Die Kämpfer von Aleppo stoßen vor und mit Gottes Willen werden wir siegen, um unsere Leute in Aleppo zu befreien«, sagte ein Fatah-al-Scham-Aktivist der dpa. Auch die mächtige islamistische Miliz Ahrar al-Scham, die sich etwas pragmatischer und weniger radikal gibt, ist Teil des Bündnisses. Menschen in Aleppo veröffentlichten in digitalen Netzwerken Bilder von brennenden Reifen nahe der umkämpften Gebiete. Der Rauch soll die Sicht der Kampfflugzeuge der Regierung behindern.

Die syrische Regierung hatte am Donnerstag in Aleppo drei angeblich sichere Korridore geöffnet, durch die Zivilisten die Stadt verlassen können. Oppositionelle warnten die Einheimischen allerdings. Sie behaupteten, Flüchtlinge aus der Stadt würden von den Assad-Truppen umgebracht.

Bei den heftigen Kämpfen um Aleppo sind fünf russische Insassen eines Militärhubschraubers getötet worden. Ihr Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 wurde am Montag abgeschossen, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums waren die drei Besatzungsmitglieder und zwei weitere Insassen auf dem Rückflug von einem humanitären Einsatz. Der Hubschrauber sei in der Region Idlib vom Boden aus abgeschossen worden, als er zum Stützpunkt Hmeimim zurückflog, teilte das Ministerium mit. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, die Besatzung habe noch »heldenhaft« versucht, durch ein Flugmanöver Opfer am Boden möglichst zu vermeiden. Bei den beiden Nicht-Besatzungsmitgliedern handelte es sich den Angaben zufolge um Vertreter des russischen Zentrums für die Versöhnung der Konfliktparteien in Syrien. Wer für den Abschuss verantwortlich war, blieb zunächst unklar.

Im Internet tauchten nach dem Vorfall Fotos von Kämpfern auf, die russische Ausweispapiere zeigten, sowie von einer männlichen Leiche in einer Wüstengegend, umringt von Menschen. Die Echtheit der Fotos war nicht überprüfbar. Es ist der tödlichste Angriff auf russische Truppen in Syrien seit Beginn des russischen Einsatzes. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal