Bayer versüßt Angebot für Monsanto

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Europäer und auch viele Amerikaner sehen den US-Agrarchemie-Konzern Monsanto mit Abscheu. Er mache bäuerliche Familienbetriebe kaputt und produziere »Frankenfood«, Lebensmittel aus künstlichen Bausteinen. Dennoch will der deutsche Pharmakonzern Bayer Monsanto offenbar um jeden Preis übernehmen.

Bayer hat sein Angebot für Monsanto zu Wochenbeginn noch einmal versüßt. Jetzt werden 127,50 Dollar (114,20 Euro) pro Aktien geboten. Im Mai war Bayer bereit, 125 Dollar pro Aktie auf den Tisch zu legen. Das hatte das Direktorium von Monsanto abgelehnt. Den Managern in St. Louis war das zu wenig. Das neue Angebot hebt den Konzernwert auf 65 Milliarden Dollar an.

Die Monsanto-Leitung prüft das Angebot. Man führe »konstruktive Verhandlungen«, hieß es. Aber man prüfe neben dem von Bayer auch andere Angebote und strategische Alternativen, um das Bestmögliche für die Aktionäre zu tun.

Für Bayer wäre die Übernahme der größte Abschluss der Firmengeschichte. Damit würde ein Konzern geschaffen, der die Landwirtschaft rund um den Globus mit allem Möglichen bedienen kann. Bayer hat eine Sparte für Pflanzenschutz- und Insektenvernichtungsmittel, Monsanto ist führend in der Unkrautbekämpfung. Und es ist der Hersteller mit der größten Erfahrung bei genetisch verändertem Saatgut.

Monsanto könnte das Bayer-Angebot einen Ausweg aus einer Phase der sinkenden Gewinne wegen der weltweiten Krise der Landwirtschaft aufzeigen. Vergangene Woche hat das US-Agrarministerium einen Niedergang der Absätze auf das Niveau von 2009 vorhergesagt. Unter solchen Bedingungen greifen Farmer weniger gern zu den teuren Monsanto-Produkten. Der Konzern spürt den Rückgang: Die Belegschaft ist um 16 Prozent reduziert worden, eine geplante Großanlage in Brasilien wurde gestrichen.

Auch andere Firmen des Agrarchemiesektors fusionieren angesichts der schlechten Geschäftslage. So hat der nationale chinesische Konzern ChemChina ein Angebot von 43 Milliarden Dollar für den Basler Agrochemiekonzern Syngenta vorgelegt. Bürokratische Hürden wurden von US-Behörden weggeräumt. Auch Monsanto hatte zuvor um Syngenta geworben.

Die US-Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont planen eine Fusion und die spätere Aufteilung in drei neue Unternehmen, die sich jeweils auf Landwirtschaft, traditionelle Chemie und innovative Spezialprodukte konzentrieren sollen. Die europäischen Wettbewerbshüter prüfen den Plan derzeit. Er könnte Anfang 2017 zustande kommen.

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will unterdessen sein Pflanzenschutzgeschäft ausbauen. »Die agrochemische Industrie ist in Bewegung«, sagte Spartenchef Markus Heldt am Dienstag in Ludwigshafen. BASF wolle die Chancen nutzen, die sich aus den laufenden Fusionen ergeben, um die eigene Präsenz zu stärken.

Bayer steht aber noch vor Genehmigungshürden, räumte der Konzern ein. Zudem macht der Fusionswettlauf in der Branche Druck. So berichtete die »Rheinische Post«, dass Bayer auf 130 Dollar pro Aktie gehen könnte, um sein Angebot durchzusetzen.

Einige Bayer-Aktionäre zeigen sich indes besorgt: Für Greg Herbert, Co-Manager beim Jupiter Global Equity Income Fund, berge eine Fusion von Bayer und Monsanto die Gefahr, dass der Pharmateil von Bayer vernachlässigt werden könnte.

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