Türkei: 48 Verletzte nach Explosion nahe AKP-Zentrale

Erdogan setzt im Südosten zahlreiche prokurdische Bürgermeister ab / Vorwurf der Verbindungen zur PKK

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Bei einer Explosion im Osten der Türkei nahe einer Zentrale der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP wurden am Montag mehrere Menschen verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Ein mit Sprengsatz beladenes Fahrzeug sei an einem Kontrollpunkt vor dem Provinzbüro der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP detoniert, berichtete der Sender CNN Türk unter Berufung auf die Polizeidirektion. Das AKP-Gebäude wurde stark beschädigt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Ob die Explosion mit dem Vorgehen Erdogans gegen die Bürgermeister im Zusammenhang steht, blieb zunächst unklar. »CNN Turk« berichtet über 48 Verletzte, darunter zwei Polizisten.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Die türkische Armee geht in einer Offensive gegen die PKK in der Region vor. Ein mehr als zwei Jahre anhaltender Waffenstillstand war im Sommer vergangenen Jahres gescheitert. In Van, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, waren Mitte August bei der Explosion einer Autobombe drei Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Für das Attentat auf das Polizeihauptquartier im Zentrum der Stadt wurde damals die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verantwortlich gemacht.

Erdogan verteidigt Absetzung prokurdischer Bürgermeister

Am Sonntag hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zahlreiche Gebietsverwaltungen vor allem im kurdisch geprägten Südosten des Landes unter Zwangsverwaltung gestellt. Regierungsnahe Verwalter ersetzten die zuvor ihrer Ämter enthobenen gewählten Bürgermeister.

24 der 28 betroffenen Bürgermeister waren nach Angaben des Innenministeriums wegen mutmaßlicher Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK abgesetzt worden. Nach Angaben der prokurdischen Oppositionspartei HDP handelt es sich dabei um Gemeinden und Bezirke in denen die DBP, der lokale Ableger der im Parlament vertretenen HDP, eine Mehrheit hat. Vier Bürgermeistern wird nach Regierungsangaben Unterstützung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen, den die Türkei für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich macht.

Noch am Montah hatte Erdogan die Absetzung als überfällig bezeichnet. »Meiner Meinung nach kommt dieser Schritt spät. Diesen Schritt hätte man früher treffen müssen«, sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montag in Istanbul. »Das war schon früher mein Wunsch.« Es müsse verhindert werden, dass Bürgermeister und Stadträte »Terrororganisationen« unterstützen. nd mit Agenturen

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