Das hässliche Entlein VW

Kurt Stenger über ein Jahr Abgasaffäre

Die Geschäfte bei VW laufen blendend. Im August lieferte der Konzern weltweit rund 759 000 Autos aus und damit 6,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Mehr als die Hälfte steuerte die Kernmarke Volkswagen bei.

VW - da war doch was? Ein Jahr ist es her, dass einer der größten Skandale der Industriegeschichte ans Licht kam. Der Konzern hatte in Millionen Dieselfahrzeuge eine illegale Einrichtung eingebaut, die dafür sorgte dass die Abgasreinigung nur bei offiziellen Prüftests voll funktionierte. Dies hätte der Weckruf sein können, nicht nur für VW, endlich Autos zu entwickeln, die möglichst wenig Stickoxide oder CO2 emittieren. Doch die Industrielobby leistete ganze Arbeit - der Vorgang wurde kleingeredet auf ein Fehlverhalten einer kleinen Gruppe von Ingenieuren und Managern bei VW. Für das Verkehrsministerium und das Kraftfahrt-Bundesamt sind Umweltgruppen, die den Skandal einst enthüllten, noch immer mehr Störenfriede denn Informanten. Abgastests werden nur auf Druck aus Brüssel irgendwann mal ein bisschen verschärft. Auch mit der versprochenen Aufklärung ist es nicht weit her - man weiß kaum mehr als vor einem Jahr.

Es ist quasi die etwas komplexere Variante eines Märchens von Hans Christian Andersen: Der einst schöne Schwan VW mutierte erst zum hässlichen Entlein, bevor er nun wieder den stolzen Schwan mimt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal