Hoff: DDR hat Christen diskriminiert

Thüringer Kulturminister kritisiert Geschichtsaufarbeitung der Landesregierung

  • Lesedauer: 2 Min.

Jena. Thüringens Landesregierung hat eine bis heute nachwirkende Christen-Diskriminierung in der DDR eingeräumt. Diese Geste wurde von Kirchenvertretern positiv aufgenommen. Als »bemerkenswert« bezeichnete der Vertreter der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bei Landesregierung und Landtag, Christhard Wagner, entsprechende Äußerungen durch Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (LINKE). Sein Kollege Winfried Weinrich vom Bistum Erfurt sprach von einem hoffnungsvollen Signal.

Hoff hatte sich am Samstag in einer Rede auf dem Landesgeschichtstag in Jena kritisch über die Diskriminierung von Christen in der DDR geäußert. Die beim Amtsantritt von Rot-Rot-Grün versprochene Aufarbeitung der Geschichte würdige das Thema noch nicht ausreichend: »Die Kritik von Christen am Bericht der Landesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur ist berechtigt«, sagte Hoff, der auch Chef der Thüringer Staatskanzlei ist.

Der Minister habe die Impulse und Erwartungen der Kirchen aufgenommen und angedeutet, in welche Richtung die Aufarbeitung gehen sollte, sagte Wagner dem epd. Neben der Würdigung der Einzelfälle müsse auch das System der Unterdrückung sichtbar werden, forderte er. Auch dafür, dass Hoff Defizite bei dem Thema in der LINKEN benannt hat, gebühre dem Kulturminister Dank. »Wir hoffen, seine Worte werden gehört und eröffnen nächste Aufarbeitungsschritte«, sagte Wagner.

Hintergrund der Debatte sind neben dem Bericht der Landesregierung auch missverständliche Äußerungen der dafür zuständigen Staatssekretärin Babette Winter (SPD). Dies hatte zu Verstimmung zwischen Regierung und Kirchen in Thüringen geführt. Bei einem ökumenischen Gesprächsforum vor einem Monat hatte sich die Kritik vor allem an der Feststellung entzündet, Christen stellten keine herausgehobene Opfergruppe dar.

Vor allem die Ungleichbehandlung in der Bildungspolitik sei »die wohl nachhaltigste Auswirkung der SED-Diktatur«, hatte Hoff hingegen in seiner Jenaer Rede betont. Allein in Thüringen gebe es bislang 753 Anträge auf Anerkennung als verfolgter Schüler, von denen angenommen werden könne, dass ein Großteil aus religiösen Gründen verfolgt wurde. »Wir wissen freilich, dass auch dies nur die Spitze des Eisberges ist«, erklärte der Kulturminister. epd/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal