Dresden ist in der Realität angekommen

Bei Dynamo ist nach der zweiten Niederlage in Folge die Aufstiegseuphorie verflogen. Trainer Uwe Neuhaus ist jetzt auch als Psychologe gefragt

  • Jens Maßlich, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Die SG Dynamo Dresden ist in der Realität der zweiten Bundesliga angekommen. Lebten die Schwarz-Gelben in den ersten Partien noch von der Euphorie ihrer grandiosen Drittligasaison und überraschten die Kontrahenten mit Unbekümmertheit und Listigkeit, so ist nach den ersten beiden Spielen der Englischen Woche nichts mehr davon übrig. Mit der zweiten 0:3-Niederlage innerhalb von drei Tagen droht der gute Saisonstart der Elbestädter schnell zu verblassen.

Uwe Neuhaus war nach der Partie beim 1. FC Kaiserslautern »stinksauer, vor allem über die erste Halbzeit. Da hätten wir schon mit drei Toren zurückliegen können.« Der Trainer sah gegen den bis dato sieglosen Tabellenletzten ein desolates Fußballspiel seiner Mannschaft.

Das Selbstvertrauen der vergangenen Wochen scheint komplett verflogen. »Ich hoffe natürlich nicht, dass das Auswirkungen der ersten Saisonniederlage gegen Aue waren, hier so völlig ohne Selbstbewusstsein aufzutreten. Das kann nicht sein«, sagte der 56-Jährige Dynamo-Trainer und blickte schon sorgenvoll auf den kommenden Sonntag, wenn Mitaufsteiger Würzburger Kickers seine Visitenkarte in Dresden abgeben wird. Denn sowohl im defensiven wie auch offensiven Bereich fand Dynamo auf dem Betzenberg praktisch nie ins Spiel. »Das hat mich am meisten aufgeregt, dass wir keinen Mut und kein Zutrauen in unser Spiel gefunden haben. Nach vorn hatten wir ganz wenig Aktionen«, bemängelte Neuhaus.

Die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern legte die unerklärlichen Schwächen in der Dresdner Defensive schonungslos offen. Außenverteidiger Nils Teixeira, der wie all seine Mitspieler unter seinen Möglichkeiten blieb, zeigte sich selbstkritisch und beklagte vor allem die fehlende Ordnung: »Wir hatten von Beginn an Schwierigkeiten, die Bälle anzunehmen. Auch die Pässe kamen einfach nicht an, wir hatten keine Ordnung in den Aktionen.«

Etwas überraschend hatte Dresdens Trainer Neuhaus in der Innenverteidigung auf Giuliano Modica gesetzt, der bislang nur ein Zweitligaspiel bestritten hatte und danach verletzt ausgefallen war. Modica spielte und wirkte wie die komplette Mannschaft überfordert. Der Abwehrchef stand bei den Gegentreffern zwei und drei völlig falsch. Osayamen Osawe nutzte das nach 51 Minuten zum zwischenzeitlichen 2:0 aus, zum Endstand traf nur fünf Minuten später Jacques Zoua. Der Stürmer aus Kamerun hatte die Gastgeber nach gut einer Viertelstunde auch schon in Führung gebracht.

Uwe Neuhaus glaubt weiterhin an Modica und seine Mannschaft. »Wir müssen die beiden Pleiten schnell verdauen. Wir können gut Fußball spielen und die zwei Niederlagen müssen wir bis Sonntag aus dem Kopf bekommen«, betonte der Trainer, der mit Dynamo noch nie zwei Niederlagen am Stück hatte hinnehmen müssen. Jetzt kann er zeigen, dass er auch ein guter Psychologe ist. dpa/nd

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