Mega-Deal vor langer Prüfungsphase

Kartellbehörden könnten Monsanto-Übernahme durch Bayer noch verhindern

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Der US-Agrarkonzern Monsanto hat seinen Verlust vor der Übernahme durch Bayer verringert. Im Geschäftsquartal bis Ende August ging das Minus im Jahresvergleich von 495 auf 191 Millionen Dollar (171 Millionen Euro) zurück, wie der Konzern am Mittwoch in St. Louis mitteilte. Der Umsatz stieg indes um neun Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Die Quartalsergebnisse fielen damit besser aus, als Analysten erwartet hatten. Monsanto leidet aber weiter unter schwachen Geschäften in der Landwirtschaft. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Überschuss um 42 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, während die Erlöse um zehn Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar nachgaben.

Auf eine Entscheidung über die anstehende Übernahme werden die Quartalszahlen wohl keine Auswirkungen haben. Zum Jahreswechsel, so vermuten Analysten, wird die Konzernspitze von Monsanto ihren Anteilseignern empfehlen, das Bayer-Barangebot von 128 US-Dollar je Aktie anzunehmen - vielen gilt das als reine Formsache.

Verhindert werden kann der Deal allerdings noch durch die Wettbewerbshüter. Insgesamt sollen rund 30 Kartellbehörden Einblick nehmen in die Übernahme und Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Branche unter die Lupe nehmen. Bayer rechnet deshalb nicht vor Ende kommenden Jahres mit einem Abschluss.

Kritiker setzen unter anderem auf die EU-Kommission. In einem Brief an EU-Kommissarin Margrethe Vestager warnten mehrere EU-Parlamentarier vor dem Zusammenschluss. Vestager sicherte ihnen in ihrer Antwort zu, die Argumente gegen den Kauf des Saatgutkonzerns in die Prüfung um ein kartellrechtliches Verbot der Übernahme sorgfältig einzubeziehen. »Da Saatgut und Pflanzenschutzprodukte den Ausgangspunkt der Lebensmittelversorgungskette bilden, kommt dem Wettbewerb hier eine besondere Bedeutung zu«, schreibt Vestager in ihrer Antwort und bestätigt, dass bisher kein formeller Antrag des Chemieriesen Bayer vorliege.

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, begrüßte die Ankündigung. »Margrethe Vestager hat bereits mehrfach bewiesen, dass sie zu ihrem Wort steht und in der Lage ist, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen«, zeigte sich Häusling zuversichtlich. Kritik gab es dagegen an die Adresse der Bundesregierung. »Während der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sich in Schweigen hüllt, begrüßte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bereits das große Potenzial der Übernahme«, so Häusling.

Das größte Problem bei der bevorstehenden Übernahme sehen Wettbewerbspolitiker in dem Zuwachs an Marktmacht. Achim Wambach, Chef der Monopolkommission, erwartet eine monatelange Untersuchung. »Die Behörden werden genau prüfen, ob die Fusion eine marktverschließende Wirkung hat«, sagte er unlängst der »Rheinischen Post«.

Wie sehr die Aufseher am Ende in die Pläne eingreifen oder ob sie den Erwerb völlig untersagen, ist schwer einzuschätzen. Bayer rechnet allenfalls in Teilbereichen mit Kartellauflagen und hat bereits angekündigt, notfalls auch Teile des Unternehmens zu verkaufen.

Sollten die Behörden der Übernahme nicht zustimmen, drohen Bayer zwei Milliarden Entschädigungssumme, die der Konzern im Falle des Scheiterns an Monsanto zahlen müsste.

Ein erster Hinweis darauf, welche Richtung die Prüfung nehmen könnte, ist die anstehende Entscheidung der US-Aufsichtsbehörden über die geplante Fusion der Konkurrenten Dow und DuPont, mit der eine weitere Konzentration auf dem Saatgutmarkt bevorsteht.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal