Republikaner Ryan sagt sich von Trump los
Chef des Repräsentantenhaus will nicht mehr mit Kandidat auftreten
Washington. Der einflussreiche Vorsitzende des US- Repräsentantenhauses, Paul Ryan, hat offensichtlich endgültig die Geduld mit Donald Trump verloren. Ryan habe mehreren Abgeordneten in einem Telefongespräch gesagt, er wolle den Spitzenkandidaten nicht mehr verteidigen und sich stattdessen auf die Kongresswahlen konzentrieren, berichteten US-Medien. Auch Wahlkampf wolle er nicht für den Kandiaten machen, hieß es weiter. Trump reagierte beleidigt. »Paul Ryan sollte mehr Zeit mit einem ausgeglichen Haushalt, Arbeitsplätzen und illegaler Einwanderung verbringen und sie nicht damit verschwenden, den republikanischen Kandidaten zu bekämpfen«, erklärte er.
Der 70-Jährige ist in seiner eigenen Partei zunehmend isoliert, nachdem am Freitag ein Video mit sexistischen Äußerungen aufgetaucht war. In den Aufnahmen aus dem Jahr 2005 brüstet sich der Unternehmer damit, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne. Führende Vertreter der Republikaner zeigten sich davon entsetzt.
Ryans Bemerkungen wurden in US-amerikanischen Medien nun so interpretiert, als habe er die Präsidentschaftswahl schon verloren gegeben. Ihm scheint es nun vor allem darum zu gehen, die republikanische Mehrheit im Kongress zu halten. Mehrere republikanische Senatoren müssen wegen Trump um ihre Wiederwahl bangen, darunter Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain.
Die zweite Kammer des Kongresses wählt mit der Präsidentenwahl am 8. November 34 Sitze neu, die für sechs Jahre besetzt werden. Die Demokraten hoffen auf einen Doppelsieg. Sie müssten den Republikanern nur vier der zur Wahl stehenden 34 Senatorensitze abnehmen, um die Mehrheit zu haben. Dann hätten sie etwa gute Chancen, bei der Besetzung der Richterposten für den politisch enorm wichtigen Supreme Court ihre Kandidaten durchzusetzen.
Ryan ist als Vorsitzender des Repräsentantenhauses derzeit der mächtigste Republikaner. Der 46-jährige Abgeordnete aus Wisconsin haderte schon in der Vergangenheit mit Trump. Immer wieder kritisierte er ihn scharf; sprach ihm im Juni aber dennoch die Unterstützung zu. Zumindest offiziell hat er diese noch nicht zurückgenommen. dpa/nd
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