Aleppo - ein Albtraum, der nicht enden will

WHO: Kein funktionierendes Krankenhaus mehr

  • Lesedauer: 3 Min.

Genf. Im Ostteil der syrischen Großstadt Aleppo gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kein funktionierendes Krankenhaus mehr. »Mehr als 250 000 Männer, Frauen und Kinder, die im Ostteil Aleppos leben, haben nun keinen Zugang zu einer Krankenhausversorgung mehr«, erklärte die WHO in Genf. In dem seit März 2011 währenden Bürgerkrieg wurden wiederholt Krankenhäuser angegriffen, zuletzt in der vergangene Woche begonnenen Offensive der syrischen Regierungstruppen zur Rückeroberung Aleppos.

Die UN-Unterorganisationen, auch die WHO, haben seit Juli keinen Zugang mehr zu dem von Rebellen gehaltenen Ostteil der nordsyrischen Stadt. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura warnte am Sonntag bei einem Besuch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, noch vor den Weihnachtstagen könne in Ost-Aleppo der »virtuelle Kollaps« eintreten, womöglich würden bis zu 200 000 Menschen Richtung Türkei flüchten.

Die Bundesregierung verurteilte die Angriffe der syrischen Regierungstruppen auf Aleppo und verlangte von Russland ein Ende der Gewalt. »Ohne die massive militärische Unterstützung durch Russland wäre das Regime nicht in der Lage, seinen Krieg gegen Teile der eigenen Bevölkerung in diesem Maße fortzusetzen«, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Dass im Ostteil Aleppos die medizinische Versorgung fast vollständig zusammengebrochen sei und Kinder getötet worden seien, sei »ein unerträglicher, nicht hinnehmbarer Zustand«. Die humanitäre Situation müsse dringend verbessert werden, so Seibert. Am Wochenende waren bei schweren Angriffen viele Menschen getötet worden.

Unterdessen glaubt US-Präsident Barack Obama nicht an eine rasche Lösung des Syrien-Konflikts. »Ich bin nicht optimistisch mit Blick auf den Prozess in nächster Zeit«, sagte Obama bei seiner letzten Pressekonferenz auf einer Auslandsreise in der peruanischen Hauptstadt Lima. Ein letzter kurzer Austausch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei ähnlich verlaufen wie viele in den vergangenen Monaten. Er kritisierte erneut scharf die russischen Bombardements in Syrien. In Aleppo würden Kinder getötet und Schulen zerstört, sagte Obama. Beide Präsidenten nahmen zwei Tage lang am Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) teil.

Obama habe gemahnt, dass US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow zusammen mit der internationalen Gemeinschaft weiter daran arbeiten müssten, die »Gewalt zu verringern und das Leiden des syrischen Volkes zu mildern«, sagte ein US-Regierungsvertreter nach dem Gespräch der Präsidenten.

Am 20. Januar 2017 übernimmt Donald Trump das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten. Er will mit Putin das Gespräch suchen und strebt auch einen neuen Ansatz in der amerikanischen Syrien-Politik an. Obama hatte stets die russische Unterstützung für Syriens Machthaber Baschar al-Assad kritisiert. Assad sei ein Mann, der sein Land zerstöre, kritisierte Präsident Obama in Lima. Agenturen/nd

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