AfD-Parolen in der Union salonfähig

CDU-Vize Thomas Strobl will schneller abschieben

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Pläne von CDU-Vize Thomas Strobl, härter gegen Schutzsuchende vorzugehen, werden von Politikern der Unionsparteien unterstützt. »Aus Sicht der CSU ist damit die Union auf einem guten Weg«, sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer am Montag. Strobl hatte in einem Positionspapier, das am Wochenende bekannt geworden war, unter anderem gefordert, die Abschiebehaft für abgelehnte Asylbewerber auszuweiten und Sozialleistungen auch für anerkannte Flüchtlinge zu kürzen.

Zudem müsste laut Strobl die Zahl der Abschiebungen nach Afghanistan erhöht werden. Er sieht kein Hindernis darin, dass in dem Land Krieg und Armut herrschen. Schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Mittelmeer sowie solche, die »ihre Identität und Nationalität verschleiern oder von ihren Heimatländern nicht zurückgenommen werden«, sollen in einem Rückführungszentrum in Ägypten zusammengepfercht werden. Dabei ist der Staat am Nil von einer Militärdiktatur und einer schweren Wirtschaftskrise gezeichnet.

Nichtsdestotrotz lobte auch Unionsfraktionsvize Stephan Harbarth die Pläne Strobls, die beim CDU-Parteitag Anfang Dezember in Essen als Initiativantrag eingebracht werden sollen. »Wir können im Bundestag noch so viele Verschärfungen des Asylrechts beschließen. Alle gesetzlichen Regelungen laufen ins Leere, wenn es am Ende an dem Willen fehlt, ablehnende Bescheide auch konsequent durchzusetzen«, so der CDU-Politiker.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sagte dagegen der »Rheinischen Post«, dass »wir genug getan haben, um Abschiebehindernisse zu beseitigen«. Strobl sollte sich als Innenminister von Baden-Württemberg erst einmal darum kümmern, »dass die neuen Abschieberegeln konsequent angewendet werden«.

Ulla Jelpke warf Strobl »hetzerische Falschbehauptungen« über angeblich zu lasche Abschiebungsregelungen vor. So betreibe er AfD-Werbung. »Strobl tritt für die brutale Abschiebung kranker Menschen ein und versucht ein Notstandsszenario aufzubauen, wie es die Rechtsextremen nicht besser könnten«, sagte die LINKE-Politikerin. Luise Amtsberg und Franziska Brantner (beide Grüne) sprachen von »Populismus«. Kommentar Seite 4

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