Vorteile für reiche Klubs

Verbände kritisieren Reform der Champions League

  • Arne Richter, Nyon
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn Karl-Heinz Rummenigge an diesem Freitag die schicke UEFA-Zentrale am Ufer des Genfer Sees betritt, dann muss er keine großen Sorgen haben. Die endgültige Verabschiedung des neuen Champions-League-Formats für die Jahre 2018 bis 2021 gilt vor der Sitzung des Exekutivkomitees als beschlossene Sache. Nur Details sind noch zu klären, sickerte aus UEFA-Kreisen schon vor der Sitzung durch. Doch frei von Kritik ist die vom Vorstandschef des FC Bayern und Vorsitzenden der immer mächtigeren European Club Association (ECA) mitentworfene Reform der Geldflüsse und Zugangskriterien für das große Milliardengeschäft im Fußball-Europacup nicht.

Kleinere Verbände wie Österreich fühlen sich düpiert, Dänemark drohte sogar zwischenzeitlich mit einem Austritt. Auch in der Bundesliga gibt es Widerspruch gegen das Konzept, das zwar allen mehr Geld verspricht, aber gerade die Reichen noch viel reicher machen wird. »Natürlich ist das insgesamt betrachtet der Lohn für ihre harte Arbeit am sportlichen Erfolg. Es führt jedoch unweigerlich auch zu einem erheblichen Wettbewerbsvorteil für den nationalen Wettbewerb«, sagt der Geschäftsführer Finanzen von 1899 Hoffenheim, Frank Briel. »Die Neuverteilung der Erlöse aus der Champions-League-Vermarktung dürfte diese Entwicklung in der Bundesliga weiter zementieren.«

Rummenigge sieht keinen Grund zur Aufregung. »Ich begrüße die UEFA-Entscheidung. Sie reflektiert eine seriöse und faire Lösung für den europäischen Klubfußball. Ich bin besonders erfreut über den Fakt, dass die europäische Fußballgemeinschaft vereint bleibt und nach vorne schreitet«, sagte er. Rummenigges ECA, in der die Topklubs des Kontinents organisiert sind, hatte in den Verhandlungen mit der UEFA gute Trümpfe in der Hand. Die mehr oder weniger subtil geäußerte Androhung einer europäischen Superliga zeigte jedenfalls Wirkung. Die Reform ist auf die Belange der einflussreichen Klubs zugeschnitten. Auch die Bundesliga ist ein Gewinner. Der Ligavierte muss nicht mehr in die Qualifikationsrunde zur Champions League. Ökonomische Risiken werden minimiert.

»Ich denke, dass der Kompromiss sehr vernünftig und fair ist - natürlich auch mit Blick auf den eigenen Verein. Dass Deutschland von 2018 an vier Starter haben wird, finde ich ausgezeichnet für die Bundesliga und ihre Attraktivität«, sagte Bayer Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade. 16 statt bislang elf der 32 Teilnehmer der Gruppenphase kommen dann definitiv aus den vier Topnationen - derzeit Spanien, Deutschland, England und Italien. Über den Qualifikationsweg, den kleine Klubs bestreiten müssen, schaffen es nur noch sechs statt zehn Teams in die finanziell lukrative Runde. Die Champions League lohnt sich für vorher erfolgreiche und somit schon reichlich honorierte Klubs noch mehr. Für den laufenden Turnus hatte die UEFA rund 1,2 Milliarden Euro an Gesamthonorar pro Jahr prognostiziert.

»Wir können bereits feststellen, dass die Top-Sechs-Platzierungen in der Bundesliga über einen gewissen Zeitraum betrachtet zumeist von den gleichen Klubs eingenommen werden. Das hat unbestreitbar auch etwas mit den finanziellen Möglichkeiten dieser Klubs zu tun«, sagt Briel. Härter als Hoffenheim wird die Reform aber wohl die Klubs aus dem Mittelbau des europäischen Fußballs treffen. Tschechien und die Schweiz, derzeit auf den Plätzen elf und zwölf der Rangliste, hätten künftig überhaupt keinen fixen Starter mehr in der Champions League. dpa/nd

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