Zwischen allen Stühlen

Personalie: Jürgen Todenhöfer, ab Januar Herausgeber des »Freitag«

  • Christian Baron
  • Lesedauer: 2 Min.

Prinzipiell ist es nie ein schlechtes Zeichen, wenn eine öffentliche Person unter Linken umstritten ist. Zeigt es doch, dass sie sich politisch nicht klar einordnen lässt und den unbequemen Platz zwischen allen Stühlen dem kuscheligen Bekenntnissofa vorzieht. Jürgen Todenhöfer ist so jemand. Wer in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, darf das seit Mittwoch wieder bewundern. Da wurde bekannt, dass Todenhöfer ab Januar der im Eigentum von Jakob Augstein befindlichen Wochenzeitung »Der Freitag« als Herausgeber dienen wird. Einige unter den bisher nicht als besonders islamkritisch aufgefallenen Marxisten wandten sich ab, derweil mancher Antideutsche online den erwartbaren Hohn seiner Gesinnungsgenossencrowd relativierte.

Die Klugen unter den Zweiteren erklärten, es sei nicht neu, dass sich Augstein und Todenhöfer politisch einig zeigen. Zumal der Millionenerbe des »Spiegel«-Gründers Rudolf Augstein am Ex-Vorstand des Burda-Medienkonzerns gerade dessen journalistisches Profil schätze. »Ausgewogen« nennen dies die einen, »verlogen« die anderen. Der unfairste Kommentar stammt von dem Journalisten Deniz Yücel: »Diese sympathische, kleine, linke Wochenzeitung ist keine sympathische, kleine, linke Wochenzeitung, sondern ein Gutsherrenhof zu Steuerabschreibungszwecken.«

Ob man Todenhöfer nun wegen seines Buches »Inside IS« als Islamistenversteher denunzieren oder ihn aufgrund seines Interviews mit Baschar al-Assad als Tyrannenfreund beschimpfen zu müssen meint: Er bringt dem inhaltlich bisweilen allzu gefälligen »Freitag« mehr Haltung. Denn im Gegensatz zu manch anderer unter den deutschen Wochenzeitungen - besonders der »Jungle World«, bei der Deniz Yücel einst als Redakteur arbeitete und die er sicher »links« und »sympathisch« nennen würde - zeichnet sich CDU-Mitglied Todenhöfer neben seiner unsympathischen Eitelkeit durch eine sympathische Friedensperspektive aus, mit der er nicht in erster Linie nach Zustimmung im eigenen politischen Lager lechzt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal