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Bremen schützt das Weser-Stadion

Investitionen wegen Überflutungsgefahr

  • Alice Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Typisch bremisch: Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) und eine große Entourage feierten die Fertigstellung eines mobilen Hochwasserschutzes im Bereich des Weser-Stadions mit einem Kohl- und Pinkel-Essen.

Ein Stadion ist heutzutage nicht mehr nur ein Ort für Ballspiele. Was schon daran zu erkennen ist, dass nicht der Sport-, sondern der Wirtschaftssenator Aufsichtsratsvorsitzender der Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS) ist, die zur Hälfte dem Land gehört und bereits vor zehn Jahren fast sechs Millionen Euro aus Pacht für den Spielbetrieb, aus Gastronomie und Vermietung von Werbe- und Büroflächen erzielte.

Der dort ansässige Sportverein heißt »Werder«, was auf eine gewisse Fantasielosigkeit schließen lässt. Denn »Werder« ist die Bezeichnung für Überflutungsland, das vor einem Deich liegt.

Eine solche Lage hat Vor- und Nachteile. Als Vorteil hebt Werder-Chef Hubertus Hess-Grunewald im Gespräch mit dem »nd« das europaweite Alleinstellungsmerkmal eines Schiffsanlegers direkt am Stadion hervor. Nach seiner Schätzung reisen rund 3000 Fans pro Spiel per Schiff an.

Der besondere Nachteil offenbart sich im Namen: die Überflutungsgefahr. Besonders in Bremen, das durch die Lage an der Weser mit der Nordsee verbunden und tideabhängig ist. Der Pegel des Flusses sinkt und steigt mit den Meeresgezeiten. Und die werden zunehmend extrem.

Für den Deichschutz Bremens ist der Umweltsenator zuständig, aber nur bei den Gebieten hinter den Deichen, wie sein Sprecher Jens Tittmann erklärt. Werder-Land, also Überschwemmungsland, ist ja gedacht als eine Art Puffer bei Hochwasserereignissen wie Sturmfluten. Wer sich in Werder-Land ansiedele, sei sich der Flutgefahr und den Konsequenzen bewusst. Deshalb sei der Umweltsenator weder für den Schutz des Stadions noch der umliegenden Kleingärten, Sportvereine und des öffentlichen Freibads zuständig.

Für Letzteres ist zwar auch der Wirtschaftssenator nicht zuständig. Dennoch wird das beliebte Freibad durch die nun installierte mobile Hochwasserschutzwand mit geschützt. Allerdings wäre eine Flutung des Freibads nicht so verheerend und teuer wie eine Stadion-Flutung. Allein die Kosten für Spielausfälle würden schnell die Millionengrenze erreichen, ein vom Wasser verwüstetes Stadion wieder herzurichten, wäre deutlich teurer.

Um einem solchen Desaster zu entgehen, wurden insgesamt über acht Millionen Euro investiert in Spundwände, Regulierungsbrunnen, Hochleistungspumpen mit Rohrleitungsnetz sowie die Erhöhungen der Sommerdeiche, die noch vor dem Überschwemmungsland liegen, auf 6,5 Meter. Um das Stadion herum wurden Fundamente und Halterungen installiert, in die bei Bedarf die Spundwände eingebaut werden können. Die BWS bekommt vom Wetterdienst regelmäßige Flutmeldungen, bei Sturmflutgefahr bereits zwölf Stunden vorher - dann kann die Rufbereitschaft zehn Fachleute losschicken, die dann in drei bis vier Stunden die 6,5 Meter hohe Flutsicherung zusammenbauen.

Eine Achillesferse hat das Stadion aber nach wie vor, wie der Umweltsprecher erläutert: Vor Jahren wurde im Zuge von Um- und Ausbauten der gesamte Rasen einen Meter tiefer und damit unter Normalnull gelegt, so dass nun Flutwasser durch den Innenrasen ins Stadion quellen könnte. Günthner zeigte sich aber optimistisch, dass das Stadion nun flutsicher sei, zumal in dieser Image- und Tourismus fördernden Lage.

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