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Jesus attraktiv für die Armen

MEINE SICHT

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn ein lediger Tourist in einem sehr armen Land Urlaub macht und Einheimische exorbitant öfter mit ihm flirten, als er das in seiner Heimat erlebt, dann kann er sich natürlich einbilden, er erfülle das dortige Schönheitsideal oder die Mentalität in der Fremde passe besser zu seinem Charakter. Realistischer wäre aber die Einsicht, dass die offensiven Bemühungen um Zuneigung dem Wunsch entspringen, durch eine Partnerschaft für sich und die Familie ein besseres Leben zu erringen.

So ähnlich verhält es sich mit der Attraktivität des Christentums für muslimische Flüchtlinge. Viele lassen sich bestimmt taufen, weil sie hoffen, dann herzlich aufgenommen und nicht mehr abgeschoben zu werden. Das ist nicht einmal ein Trugschluss. Unter Umständen ist in der arabischen Welt das Leben von Konvertiten bedroht, was im Asylverfahren ins Feld geführt werden kann.

Nun leistet die evangelische Landeskirche bei der Integration Beachtliches. Es gibt in Berlin sogar eine extra Flüchtlingskirche, in der rechtliche Beratung für alle Konfessionen stattfindet und in der auf Missionierung ganz bewusst verzichtet wird. Der Bischof sollte aber dennoch nicht aus dem Blick verlieren, wie die Motivlage ist. Selbstverständlich kann es keine verlässliche Statistik geben, warum sich Muslime taufen lassen. Skepsis ist aber angebracht, wenn der Bischof denkt, die Flüchtlinge würden die offene Gesellschaft in Deutschland auf die christlichen Wurzeln des Landes zurückführen. Vielleicht sagen sie das. Aber kann man das glauben?

Nebenbei bemerkt musste die heutige offene Gesellschaft Schritt für Schritt erkämpft werden - auch und gerade gegen den Widerstand der Kirche mit ihren strengen Moralvorstellungen. Religion ist in Deutschland Privatsache. Ob Jesus der Sohn Gottes war oder ein Prophet oder ein Scharlatan, der sich als Messias ausgab, das darf jeder für sich entscheiden. Dies sollte Flüchtlingen klar gemacht werden.

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