Alles neu bei den Sixdays

Berlin hat das älteste Sechstagerennen der Welt, die 106. Auflage bietet allerlei Neuerungen

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.

Kaum zu glauben, aber Berlin hält durch: Schon als Rixdorf noch »janz weit draußen« war, bimmelte in den Ausstellungshallen am Zoo vor 108 Jahren zum ersten Mal die Rundenglocke bei einem Sechstagerennen. Inzwischen gilt die Rundenjagd in Berlin als das älteste Sechstagerennen der Welt.

Natürlich jagten an der Spree nicht nur Radstars wie Eddy Merckx aus Belgien, der Australier Danny Clark oder die Deutschen Olaf Ludwig, Klaus Bugdahl und Robert Bartko um das Holzoval. Erinnert sei nur an den ewigen Weltrekord von 1924, als die beiden Berliner Richard Huschke und Franz Krupkat in sechs Tagen die Strecke von 4544,2 Kilometer zurücklegten.

Vom 19. bis 24. Januar 2017 dreht sich nun zum 106. Mal im Velodrom an der Landsberger Allee das Sechstage-Karussell - allerdings ganz anders als es in den vergangenen 21 Jahren. Das Berliner Rundenspektakel wurde von der britischen Madison Sports Group im vorigen Jahr gekauft. »Wir wollen die große Berliner Tradition mit dem gewaltigen Zuschauerstrom fortsetzen, aber die Rennen interessanten, kurzweiliger und spannender machen«, erklärt Generalmanager Mark Darbon.

Die wichtigste Neuerung dabei ist, dass nur noch Nationalteams antreten. Für Deutschland wird das mehrfache Siegerduo Leif Lampater (Rosenheim)/Marcel Kalz (Berlin) ins Rennen gehen. Die beiden Profis lauern hinter den favorisierten Belgiern Kenny DeKetele/Moreno De Pauw auf ihre Chance.

Die Sixdays werden als neue Sechstage-Serie in London, Amsterdam, Berlin, Kopenhagen und Mallorca gefahren. Insgesamt sind 24 Mannschaften zugelassen. Die Frauen bestreiten neuerdings eine ähnliche Sixdays-Serie bestreiten wie die Männer. »Unser Ziel ist es, eine neue Ära im Bahnradsport zu starten. Andere Sportarten machen es vor, wie es gehen muss. Denken wir nur an Skilanglauf, Biathlon oder die Formel 1. Die Rennen müssen kürzer und damit spannender sein. Die Veranstaltungen werden alle vor Mitternacht zu Ende sein«, verspricht Mark Darbon.

Zum Finale im März in der Palmen-Halle von Mallorca dürfen die zwölf punktbesten Teams antreten. Für die Sieger ist bei Männern und Frauen eine Prämie von 30 000 Euro ausgelobt. In London drehte die »Madison Group« im Oktober gleich am ganz großen Rad. Dort traten Tour-de-France-Rekordetappensprinter Mark Cavendish (30 Siege) sowie Tour- und Olympiasieger Bradley Wiggins in die Pedale. Den Siegerkranz und die erforderlichen Wertungspunkte schnappten allerdings De Ketele/De Pauw der Konkurrenz weg. Ein Triumph, den das Duo in Amsterdam vor dem deutschen Paar Lampater/Kalz wiederholte.

»Berlin ist unser Herzstück. Es ist das älteste noch bestehende Sechstagerennen der Welt, aber auch Berlin benötigt Neuerungen«, ist Darbon überzeugt. 1909 siegten hier die US-Amerikaner MacFarland/Moran nach 3865,7 Kilometern bei einer Dauer von 144 Stunden. »Heute würden zu einem solch Endlos-Rennen kaum Zuschauer kommen«, glaubt der Berliner Sechstage-Sportdirektor Dieter Stein.

Selbst die Stundenjagd wird in Zukunft auf 30 Minuten verkürzt. »Die Jagden werden dadurch schneller. Für die Zuschauer ist das sicher interessanter, für uns Rennfahrer aber auf keinen Fall einfacher«, sagt Marcel Kalz. Der Radstar erklärt auch warum: »Schon in den letzten zwei bis drei Jahren wird bei den Sechstagerennen mit so großen Gängen von 55:15 wie bei den WM oder Olympia gefahren. Das kostet Kraft. Ich haben mein Krafttraining bedeutet erweitert, um bei der neuen Serie mit der Bahnrad-Weltklasse mithalten zu können.«

Verstärktes Krafttraining zahlte sich auch für Maximilian Bayer aus: Mitte Dezember raste er auf der Tempobahn in Frankfurt/Oder zum Meistertitel im Omnium. Auf den dritten Rang kam Christian Grasmann aus Oberbayern. Beyer und Grasmann bilden nun in Berlin eine weitere deutsche Mannschaft, worauf sich der 35 Jahre alte Grasmann besonders freut: »In Berlin steht der Sport durch viele Facetten der Bahnrennen im Vordergrund. Halligalli, Schunkeln und Bier bis zum Abwinken sind hier längst nicht mehr bestimmend.«

Sixdays-Manager Mark Darbon weist stolz auf die Siegerliste der Berliner Rennen hin: »Hier zeigten die deutschen Tourhelden Dietrich Thurau, Rolf Aldag, Olaf Ludwig und Eric Zabel ihr Können. Die Begeisterung war immer riesig. Daran wollen wir mit tollem Sport, aber auch mit einem Showprogramm anknüpfen, das neue, junge Menschen in die Halle zieht.«

Ebenfalls neu, dafür aber umso erfreulicher ist für Darbon die neue TV-Präsenz der Sixdays: »Eurosport wird von jedem Abend 150 Minuten übertragen.« Bei den bisherigen Sechstagerennen in London und Amsterdam verfolgten jeweils 1,2 Millionen Fernsehzuschauer die Rundenjagden der Athleten auf dem Holzoval.

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