Immer weiter draufhalten!

Die Berliner Eishockeyspieler treffen das Tor nicht mehr und rutschen in der Tabelle ab

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Als die Zuschauer nach dem Eishockeyspiel der Eisbären Berlin gegen die Augsburg Panther aus der Arena traten, regnete und stürmte es. Auch das noch! Zugegeben, der Spruch ist dem rasenden Reporter Egon Erwin Kisch entlehnt, der so einmal den Besuch eines Theaterstücks beschrieb. Auf die 0:2-Niederlage der Berliner gegen Augsburg trifft die Momentaufnahme aber ebenfalls voll zu. Der Rekordmeister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kassierte am Dienstag die siebente Niederlage im achten Spiel und rutscht damit immer tiefer in den Keller der Tabelle ab. Die direkte Qualifikation für die Playoffs ist erst einmal so gut wie futsch und am Freitag kommt Köln in die Arena am Ostbahnhof.

Die Haie haben gerade zwei Mal Meister München bezwungen. Berlins Trainer Uwe Krupp versucht dennoch, Haltung zu bewahren: »Wir haben vier verletzte Stammspieler, da müssen die anderen eben ein bisschen mehr aus sich herausholen. Ich kann nur mit den Spielern arbeiten, die da sind.« Das mag stimmen, doch Krupp weiß auch, dass derzeit zu wenig leistungsstarke Spieler darunter sind. Einstige Torjäger wie Barry Tallackson, Julian Talbot oder Florian Busch treffen nicht mehr.

Die Berliner stehen im Moment mit einem lange nicht mehr gekannten negativen Torverhältnis von 88:99 da. Und das, obwohl Weltklassetorhüter Petri Vehanen zwischen den Pfosten, so manche Pleite noch in Grenzen gehalten hatte. In der vorigen Saison beendeten die Eisbären die Hauptrunde noch mit einem Torverhältnis von 152:136. Florian Busch gibt zu: »Auch wenn wir jetzt eine negative Bilanz haben, dürfen wir nicht aufgeben. Wir müssen weiter offensiv spielen und aus allen Lagen schießen. Irgendwann gehen die Dinger wieder rein.«

Im Moment sieht es bei 21 Niederlagen aus 36 Spielen jedoch recht negativ für die einstigen Seriensieger aus. Uwe Krupp versucht, als gebürtiger Rheinländer seine Frohnatur zu bewahren und sagte am Mittwoch nach dem Training: »Wir müssen zuversichtlich bleiben. Wichtig sind am Ende ohnehin nur die Playoffs.«

Doch dort müssen die Eisbären aber erst einmal hinkommen. Angesichts von zehn Punkten Rückstand zu den Augsburgern auf Platz sechs bei nur noch 16 ausstehenden Spielen müssen sich die Berliner wohl mit den ungeliebten Pre-Playoffs abfinden. Dort ermitteln die vier Teams von Platz sieben bis zehn die beiden restlichen Viertelfinalteilnehmer. Sportdirektor Stefan Ustorf versuchte, trotzdem Optimismus zu verbreiten: »Ingolstadt kam vor zwei Jahren auch über die Pre-Playoffs zum Meistertitel.«

Das klingt nach Pfeifen im Walde. Vom Management gibt das zwar keiner zu, doch Sportdirektor Ustorf zeigte bei den Neuverpflichtungen nicht immer ein gutes Händchen. Die Kanadier Kyle Wilson oder Jami MacQueen geben dem Team kaum Impulse. Allerdings haben sich auch Verteidiger Constantin Braun (ein Tor) und Kapitän André Rankel (neun Tore) als Vollstrecker etwas zurückgezogen. »Wir kämpfen in jedem Spiel und werden auch am Freitag gegen Köln kämpfen. Es hilft uns niemand. Wir müssen weiter und weiter hart arbeiten, anders geht es nicht«, übt sich auch Rankel in Zweckoptimismus.

Manager Peter John Lee düst am kommenden Wochenende nach Los Angeles zu Eisbären-Besitzer Philip Anschutz. Ob er von dort einen Scheck zum Einkauf neuer Spieler mitbringt, ist allerdings mehr als fraglich. Der Milliardär hat gerade erst im vergangenen Sommer seinen zweiten deutschen Verein, die Hamburg Freezers, wegen zu hoher Kosten auf Knall und Fall aufgelöst. Die Fans können das in Berlin vielleicht verhindern, wenn sie weiter in Massen in die Arena strömen, selbst wenn es im Moment recht ungemütlich ist.

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