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3. »Globalisierung und Technologie sind schuld«

  • Lesedauer: 2 Min.

Nach diesem Argument sind nicht die Politik oder das Wirtschaftssystem schuld an der Ungleichheit, sondern ökonomische Trends. Nämlich erstens die Globalisierung - sie sorgt dafür, dass Unternehmen Produktion in Billiglohnländer auslagern oder preiswerte Importware inländische Produzenten vom Markt fegt. Zweitens die Technologie: Maschinen ersetzen einfache Tätigkeiten. Der Lohn der Unqualifizierten sinkt daher oder sie werden arbeitslos. Die Einkommen der Hochqualifizierten steigen dagegen. Anders gesagt: Jene, die durch die Maschinen ersetzt werden, fallen zurück. Jene, die die Maschinen steuern, steigen weiter auf. So verstärkt sich die Einkommensungleichheit zwischen den Arbeitnehmergruppen. Und die zwischen Kapital und Arbeit, schließlich erhöhen Unternehmen über Globalisierung und Rationalisierung den Gewinn.

Gegenargument

Die beschriebenen Trends gibt es. Bemerkenswert ist allerdings ihre Darstellung: »Globalisierung« und »Technologie« erscheinen als anonyme Kräfte, als Schicksal. Herausgekürzt beziehungsweise stillschweigend unterstellt ist dabei das Interesse jener, die diese Trends machen und nutzen.

Ein Roboter an sich verrichtet seine Funktion. Er ist nur eine Maschine. Zum Treiber der Ungleichheit wird er nur, wenn er in den Dienst des Unternehmens gestellt wird: Lohnkostensenkung für mehr Gewinn, Marktanteile, Umsatz. Dem gleichen Zweck dient das »Offshoring« von Arbeitsplätzen in Länder mit niedrigeren Lohnkosten. Sprich: Die »Globalisierung« und der »technologische Wandel« sind keine anonymen Kräfte, vor denen wir alle gleich sind, die schicksalshaft zu mehr Ungleichheit führen. Sie sind Ergebnis von Interessen - und haben Profiteure.

Bedroht werden Löhne zum Beispiel in Deutschland daher nicht durch Maschinen, Roboter oder durch billige Arbeitskräfte in China, sondern durch das unternehmerische Interesse, das sich beides zunutze macht.

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