Scharmützel in Trumps Krieg gegen Medien
Präsident und Chefstratege teilen weiter aus
Washington. US-Präsident Donald Trump und sein Chefstratege Stephen Bannon haben die Medien erneut scharf angegriffen. Trump bezeichnete in einem Fox-News-Interview einen Großteil der US-Medien als »sehr, sehr unaufrichtig«. »Ehrlich, das sind ›fake news‹. Das ist nicht echt. Sie erfinden Dinge«, erklärte er dem konservativen Fox-News-Journalisten Sean Hannity.
Sein Strategiechef Bannon attackierte mit Blick auf die Wahlberichterstattung die renommierte »New York Times« direkt. »Sie verstehen dieses Land nicht. Sie haben immer noch nicht begriffen, warum Trump Präsident ist. Sie sollten sich schämen und demütig sein und den Mund halten und mal eine Weile lang zuhören.« Die »Elitemedien« hätten in Bezug auf den Wahlausgang zu 100 Prozent falsch gelegen. »Deshalb habt ihr keine Macht«, sagte der frühere Chef des konservativen Portals Breitbart News in einem Interview der »New York Times«. »Ihr wurdet gedemütigt.«
Gleichzeitig stellte er klar, dass er die Medien als politischen Gegner begreift. »Ihr seid die Opposition«, sagte Bannon. »Nicht die demokratische Partei. Ihr seid die Opposition. Die Medien sind die Oppositionspartei.«
US-Medien wiesen Bannons Aussage zurück. »Wir sind nicht die Opposition«, stellte der Chefredakteur des Investigativ-Nachrichtenportals ProPublica, Stephen Engelberg, in der »New York Times« klar. »Wir sind Teil der grundlegenden Funktion einer jeden Demokratie.« Man sei da, um die Wahrheit zu berichten. »Und wir beabsichtigen, das weiter zu tun, egal, wie sehr jemand versucht, uns dazu zu bringen, ›alternative Fakten‹ nachzuplappern.« Den Begriff der »alternativen Fakten« hatte Trumps Beraterin Kellyanne Conway eingeführt, nachdem ihr Kollege Sean Spicer in einer seiner ersten Pressekonferenzen mehrfach nachweislich gelogen hatte: Das Weiße Haus habe Fakten, die den Fakten widersprächen, sagte Conway in einem NBC-Interview.
Der Präsident der Korrespondenten-Vereinigung im Weißen Haus, Jett Mason, kündigte an, man werde sich gegen mögliche Beschränkungen der Berichterstattung wehren. »Wir lassen uns nicht einschüchtern«, sagte er der »Passauer Neuen Presse«. Zwar seien die Journalisten auch Konkurrenten, sodass Geschlossenheit nicht immer gelinge. »Notfalls müssten wir uns gemeinsame Aktionen wie einen Boykott oder Streik überlegen, dazu wären wir bereit.« Viele US-Medien haben bereits angekündigt, aus ihren Fehlern in der Wahlberichterstattung lernen zu wollen und mehr direkt vor Ort aus dem ganzen Land zu berichten. dpa/nd
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