Spielen, nicht denken

Trainer Matthias Rudolph und seine Fußballerinnen von Turbine Potsdam gehen die Rückrunde der Bundesliga selbstbewusst an

  • Jana Lange, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem erstaunlichen Höhenflug in der Hinrunde gilt bei Turbine Potsdam das Motto: Nur nicht abheben! »Das wäre der große Fehler, wenn wir anfangen darüber nachzudenken, was vielleicht am Ende herauskommt«, sagte Trainer Matthias Rudolph vor dem Rückrundenstart der Bundesliga: »Denn dann passiert das meistens nicht.« Der 34-Jährige hat im Sommer nach der 45 Jahre langen Ära von Bernd Schröder das Ruder beim Traditionsklub übernommen. Zuvor hatte der sechsmalige deutsche Meister mit Rudolph als Co-Trainer die vergangene Spielzeit auf dem historisch schlechten siebten Platz beendet.

Und nun? Mit 30 Punkten aus zehn Siegen bei nur einer Niederlage ist Turbine so gut gestartet wie seit 2011 nicht mehr. 2012 gewannen die Potsdamerinnen anschließend ihre bislang letzte Meisterschaft. Titelträume sind beim Herbstmeister bei vier und fünf Punkten Vorsprung auf die Topfavoriten aus Wolfsburg und München aber (noch) verboten. »Diese Saison ist eine Übergangssaison, in der wir so weit wie möglich vorne landen wollen. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel«, sagt Rudolph.

Er und sein Team müssen sich aber noch etwas gedulden. Das für Sonntag angesetzte Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes auf den 12. März verschoben. Das langfristige Ziel aber bleibt: »In den nächsten Jahren wollen wir so konkurrenzfähig werden, dass wir auch wieder mit den anderen großen Klubs mithalten können.«

Rudolph, bis 2013 selbst noch Fußballprofi beim SV Babelsberg, hat dem kaum veränderten Kader neues Leben eingehaucht. Er schaffte das Schröder-System mit Dreierkette ab, modernisierte Spielweise, Trainingsmethoden und -steuerung - und legt Wert auf einen neuen Umgangston: »Es ist mir wichtig, dass die Spielerinnen sich wohlfühlen, nicht nur wenn sie am Wochenende gewinnen, sondern auch beim täglichen Training.« Mit Erfolg, wie Tabea Kemme bestätigt: »Er rückt unsere Stärken in den Mittelpunkt, spricht viel mit uns und gibt uns Selbstvertrauen.« Das pädagogische Know-how bringt Rudolph aus seinem Job als Sport- und Geografielehrer am Humboldt-Gymnasium mit.

Wie sehr die Spielerinnen von seiner Art und der gemeinsamen Perspektive überzeugt sind, zeigte sich zuletzt in zahlreichen Vertragsverlängerungen. Unter anderem Kemme, Torjägerin Svenja Huth, der australische Mittelfeldmotor Elise Kellond-Knight sowie in der Defensive Johanna Elsig und Torhüterin Lisa Schmitz bleiben am Luftschiffhafen.

Am dortigen Trainingsgelände taucht auch Bernd Schröder wieder regelmäßig auf. Rudolph unterhält sich dann mit dem 74-Jährigen über Fußball oder gesellschaftliche Themen. »Zu den Spielen kommt er nicht, und aus dem Tagesgeschäft hält er sich raus«, sagte Rudolph, der von seinem Vorgänger vor allem eins gelernt hat: »Die größten Fehler macht man immer, wenn man Erfolg hat. Deshalb sollte man aufpassen und auf dem Boden bleiben.« SID/nd

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