Kack, Sack, Pack, Zack!
Wie das niedersächsische Goslar Hundebesitzer zum Beseitigen der Exkremente ihrer Lieblinge bewegen will
»Scheiße!« Mit diesem Zornesruf beschreibt ein Einkaufsbummler in Goslar, was ihn - buchstäblich - so sehr erzürnt. Mit seinem Winterstiefel ist der Mann in einen frischen Hundehaufen getreten. Der hat sich im groben Sohlenprofil breit gemacht, muss Zuhaus mit Bürste und Wasserstrahl beseitigt werden. Solch eine eklige Arbeit möchte die 50 000 Einwohner und rund 3100 Hunde zählende Harzstadt ihren Bewohnern und Besuchern künftig so weit wie möglich ersparen. Deshalb hat man sich jüngst zu einer Anti-Hundekot-Kampagne mittels kleiner Fähnchen entschlossen.
Rund eine Tonne Hundekot musste die Stadt Goslar 2016 entsorgen. Appelle auf den bunten Fähnchen sollen Hundehalter nun dazu bewegen, den Kot ihrer Vierbeiner zu beseitigen - und zwar gleich, nachdem er entstanden ist. »Haufen sucht Herrchen« beispielsweise, so ein Vorschlag aus der Verwaltung, könnte man auf die kleinen Flaggen schreiben. Wer möchte, kann sich kostenlos ein paar davon im Goslarer Bürgerbüro besorgen und dann unterwegs auf Gehwegen, Plätzen oder Parks in die all zu häufig dort liegenden Stinkwürste stecken. Neben der Mahnung an Wuffi- und Bello-Besitzer hat das Kennzeichnen der Exkremente auch Warnfunktion: Vorsicht - hier lauert Hundedreck auf eure Schuhe!
Aktive Haufenmarkierer haben ihre Fähnchen mit diversen Botschaften an gleichgültige Hundehalter bemalt, beispielsweise: »90 Prozent machen es weg - nur Du nicht!« oder »Frauchen ist das scheißegal!«
»Der Hund ist nicht schuld« gibt jemand zu bedenken, und selbst Gereimtes wurde bereits in Goslarer Haufen gesteckt: »Lieber gute Musik - als Stiefel voll Schiet«, wünscht sich ein Texter. Und mit einer Zeichung hat ein Haufenhasser den korrekten Weg der Exkremente dargestellt - vom Hund über den Kotbeutel bis zur Mülltonne - und auch prägnant beschrieben: Kack, Sack, Pack, Zack!
Zu sehen ist jener Appell auf der Facebook-Seite, die in Goslar eigens für die Anti-Kot-Kampagne unter der Losung »Der Haufen muss mit« eingerichtet worden ist. Wer dort ein Foto von seinem besonders originell beschrifteten Fähnchen nebst Kackwurst einstellt, kann einen kleinen Preis gewinnen.
Eine ähnliche Aktion, aber ohne Beteiligung von Bürgern und Gästen, gibt es seit 2008 im nordrhein-westfälischen Kerpen. Dort stecken Mitarbeiter der Stadt dann und wann rote oder gelbe Fähnchen in die Haufen. Und dort, wo das geschieht, geht die Menge des Hundedrecks zumindest vorübergehend zurück.
Auf einen baldigen Rückgang des Haufenärgers dank der »Flaggen-Appelle« hoffen nun die Goslarer - nicht zuletzt mit Blick auf die vielen Touristen, denen man weder in der historischen Altstadt noch im Bereich der Kaiserpfalz die hündischen Verdauungsprodukte zumuten möchte. Immerhin gehören beide Ziele zum UNESCO-Weltkulturerbe und erfreuen sich vor allem bei historisch Interessierten großen Zuspruchs.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.