Probleme, Neuheiten und Comebacks

Mobilfunkbranche trifft sich ab Montag in Barcelona

  • Andrej Sokolow
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Mobilfunkbranche schwärmt von künftigen superschnellen 5G-Datennetzen. Einen HD-Film soll man dann in weniger als einer Sekunde herunterladen können. Die Vision von einer Welt, in der Daten jederzeit ungehindert fließen können, wird auch den am Montag beginnenden größten Branchentreff Mobile World Congress (MWC) in Barcelona beherrschen. Doch bis dahin steckt die Industrie in Alltagsproblemen.

Smartphones sind zwar weiter ein Bestseller, 2016 wurden 1,5 Milliarden verkauft. Doch sichert sich Apple fast die gesamten Gewinne der Branche, obwohl der Konzern unter 20 Prozent Marktanteil hat. In der Masse der An- droid-Anbieter verdient Marktführer Samsung gutes Geld - viele andere Hersteller schreiben rote Zahlen oder müssen sich mit schmalen Profiten zufriedengeben.

Dennoch werden die Firmen die Messe nutzen, um ein Neuheitenfeuerwerk zu zünden. Allen voran chinesische Anbieter, die die Plätze nach Samsung und Apple besetzen. So wird vom Netzausrüster und Smartphoneanbieter Huawei das Modell P10 erwartet und von ZTE das »Gigabit Phone«, das für schnellere Datennetze gerüstet sein soll. Die hierzulande unbekannte Marke OPPO, die aber mit dem Erfolg in China unter die vier größten Smartphoneanbieter aufgestiegen ist, baut auf innovative Kameratechnik.

Auch wollen große Namen den MWC für Comebackversuche nutzen. So ist mit neuen Telefonen der Marke Nokia zu rechnen, auch wenn sie inzwischen von der finnischen Firma HMD Global entwickelt werden. Im Januar war das Smartphone Nokia 6 angekündigt worden, zunächst nur für China.

Vom Handypionier Motorola werden die Mittelklassesmartphones G5 und G5 Plus erwartet. Konzernmutter Lenovo räumte ein, dass sich die Integration des von Google übernommenen Motorola zäh gestaltete. Blackberry dürfte mehr über das »Mercury«-Smartphone erzählen, sein erstes Modell, das komplett beim chinesischen Hersteller TCL entworfen und gebaut wird. Das Gerät läuft mit Android, der Marktanteil von Blackberrys eigenem Betriebssystem liegt inzwischen bei Null.

Samsung nutzte den Branchentreff früher, um neue Versionen seines Flaggschiffmodells Galaxy S zu präsentieren. Diesmal nimmt sich der Marktführer jedoch nach dem Batteriedebakel beim »Note 7« mehr Zeit, mit einer Premiere des Galaxy S8 wird erst später gerechnet. Von Samsung wird eher ein neues Tablet-Modell erwartet.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg verzichtet diesmal auf eine Reise nach Barcelona. Früher versuchte er dort wiederholt, die Bosse der Netzbetreiber für sein Projekt Internet.org zu gewinnen, das mit günstigen Internetverbindungen Milliarden neue Nutzer ins Netz bringen soll. Doch die Mobilfunkanbieter blieben skeptisch.

Sie haben ohnehin ein schwieriges Verhältnis zu Facebook und klagen über einen ungleichen Wettbewerb mit Onlinediensten, für die nicht die strikten Regulierungsvorgaben der Telekombranche gälten. So ersetzten Whats- App, iMessage & Co. die SMS, der Videofluss bei YouTube und Facebook lastet die Netze aus. Die Internetdienste kontern, ihre Beliebtheit gebe Telekomfirmen erst die Möglichkeit, Nutzern teure Datentarife zu verkaufen.

Zugleich kommt auf die Netzbetreiber ein neues Risiko zu: Ihre SIM-Karten gelten als Auslaufmodell und dürften in wenigen Jahren einer fest verbauten eSIM weichen, die man auf verschiedene Anbieter programmieren kann. Für Nutzer wird es so technisch deutlich einfacher, den Mobilfunkprovider zu wechseln. dpa/nd

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