Verjüngter Wald zum Nulltarif

Ein Verein berät fast 100 Unternehmen im Nordosten

  • Jürgen Drewes, Güstrow
  • Lesedauer: 3 Min.

Landwirt Ronald Gey zeigt auf eine Tafel am Rande seines Waldes bei Vogelsang nahe Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). Die hat der Juniorchef des Agrarbetriebes Dr. Gey und Söhne kürzlich selbst angebracht. »Landesehrenpreis 2016 für vorbildliche nachhaltige Forstwirtschaft« steht darauf, verliehen vom Agrarministerium in Schwerin. Um den naturnahen Wald kümmert sich Privatförster Holger Weinauge. »Wichtig ist, dass ein Wald sich selbst verjüngt. Dass sich alte und junge Bäume harmonisch ergänzen«, erläutert er.

Der Vorsitzende des Waldvereins Bansow berät knapp 100 Mitgliedsunternehmen im Land mit insgesamt 5000 Hektar Fläche, darunter das Gut Vogelsang im Landkreis Rostock. Seniorchef Gottfried Gey hatte 1992 beim Kauf des zuvor von ihm geleiteten Volkseigenen Gutes auch 57 Hektar Wald mit übernommen und umgehend damit begonnen, den kleinflächigen Bestand nachhaltig zu bewirtschaften. Dazu gehört angesichts des Klimawandels auch das Pflanzen von hierzulande weniger bekannten Arten wie Schwarznuss und Weißtanne.

»Wir haben uns im Januar erstmals an der Landesholzauktion in Linstow beteiligt. Und auf Anhieb gute Preise für unsere fünf Eichenstämme bekommen«, sagt Ronald Gey. Er verweist auch auf die erfolgreiche Wiederaufforstung eines abgestorbenen Eschenbestandes. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der eigenständigen Verjüngung der Bestände.

»Wenn es gut läuft, können auf einem Hektar bis zu 500 000 Bäume aus Samen des Altbestandes nachwachsen. Die jeweils stärksten setzen sich am Ende durch. Das passiert quasi zum Nulltarif«, sagt Förster Weinauge. Neuanpflanzungen verursachen vergleichsweise hohe Kosten. »Der Baumkauf, das Pflanzen, die Verluste - längst nicht alle wachsen an -, die Nachbereitung, all das kostet Geld«, rechnet Weinauge vor. Und er wirbt zugleich für den Einsatz von Pferden bei der Waldarbeit.

»Die schwere Technik, die überwiegend eingesetzt wird, hinterlässt zumeist tiefe Spuren. Zudem wird dabei viel natürlicher Aufwuchs kaputt gefahren«, sagt Weinauge. Hinzu kämen die Schneisen, die für die Forwarder, also Fahrzeuge für die Holzernte, geschlagen werden müssten.

Ganz anders die Situation, wenn Pferde zum Einsatz kommen. Sie brauchen keine Schneisen zum Rücken der Stämme und hinterlassen vergleichsweise wenige Spuren. Von schwerer Technik verfestigter Waldboden braucht im schlimmsten Fall bis zu 1000 Jahre, um sich zu erholen, sagen Forstexperten. Daher favorisieren sie Pferde. Doch es gibt ein Problem: Der Einsatz von Rückepferden rechnet sich nicht.

Der höhere Zeitaufwand bei geringerer Leistung im Vergleich von einem PS zu den vielen Technikpferdestärken könne nur durch Fördermittel kompensiert werden, argumentiert Weinauge. Die seien ihm vom Land auch zugesichert worden, sagt er. Doch im vergangenen Jahr sei kein Zuschuss für Forstpferde geflossen. Die Pferderückearbeit werde eigentlich mit durchschnittlich vier Euro je Festmeter Holz gefördert, so dass sie für den Betrieb letztlich wirtschaftlich sei.

Der Bund hatte die Förderung 2014 eingestellt. Seitdem hätten mehrere sogenannte Rückeunternehmen, die Pferde für die Forstarbeit bereithalten, ihre Tätigkeit eingestellt. »Wir müssen jetzt alles unternehmen, um sie wieder zu aktivieren beziehungsweise um neue hinzuzugewinnen. Dafür ist das Anliegen einer nachhaltigen Waldwirtschaft einfach zu wichtig«, sagt Weinauge. dpa/nd

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