Mehr Investitionen und weniger Schulden
IWF rügt Deutschlands Überschusswirtschaft
Berlin. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat Deutschland zu mehr Investitionen aufgefordert. Länder mit übermäßigen Ungleichgewichten sollten versuchen, diese zu verringern, indem sie die Eigenheiten ihrer eigenen Wirtschaft berücksichtigen, sagte Lagarde der Zeitung »Die Welt«. Deutschland mit seiner alternden Bevölkerung sollte zwar einen gewissen Überschuss erreichen und habe auch ein legitimes Recht darauf - »allerdings nicht bis zu dem jetzigen Maße«.
Deutschland investiere zwar bereits - etwa in die Versorgung der Flüchtlinge oder in die Infrastruktur. »Doch es ist ein langsamer Prozess«, kritisierte Lagarde. »Wir empfehlen noch weitere Investitionen dieser Art, zum Beispiel in mehr Breitbandtechnologie«, sagte sie.
In dem Interview, dass Lagarde gleichzeitig mit Journalisten der Zeitungen »Die Welt«, »Le Soir«, »El Pais« und »Le Figaro« führte, forderte sie erneut eine Schuldentlastung für Griechenland und machte sie zur Bedingung für weitere Finanzhilfen an das finanziell geplagte Land. »Wenn die griechische Schuldenlast nicht nachhaltig im Sinne der IWF-Regeln und auf der Basis vernünftiger Parameter ist, dann werden wir uns an dem Programm nicht beteiligen«, sagte sie.
Ein gewisser Grad an Schuldenrestrukturierung sei zweifellos notwendig. Es gehe dem Weltwährungsfonds aber auch darum, solide Reformen in Griechenland festzuschreiben. Dabei habe es Fortschritte gegeben. Wenn beide Bedingungen erfüllt wären, gäbe es auch eine Beteiligung des IWF, wie von Griechenland gewünscht, so Lagarde.
Allerdings hält die Französin eine große IWF-Geldspritze nicht unbedingt für nötig. »Das Volumen unserer möglichen Beteiligung ist nicht unbedingt der größte Wert dessen, was wir beitragen können.« Der Europäische Stabilitätsmechanismus sei finanziell gut ausgestattet. Es gehe mehr um die Disziplin, die Integrität und die Expertise des IWF, die für die Europäer von größerem Wert seien. Am Donnerstag beginnt in Washington die Frühjahrstagung von IWF und Weltbank, zu der auch zahlreiche Finanzminister und Notenbankchefs aus Europa anreisen. Agenturen/nd
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