Keine Mehrheit, aber die meisten Stimmen für Macron in erster Umfrage

En Marche lässt Ex-Premier Valls abblitzen

  • Lesedauer: 3 Min.

Paris. Die Partei des neugewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron wird einer ersten Umfrage zufolge bei der Parlamentswahl in Frankreich die ersten Stimmen bekommen, aber nicht die Mehrheit. Unterdessen hat die Partei eine Kandidatenliste für die Wahlen zur Nationalversammlung am 11. Juni vorgestellt, Ex-Premierminister Manuel Valls wird nicht dabei sein.

Laut einer Umfrage der Meinungsforscher von Harris Interactive vom Donnerstag wollen aktuell bei den Parlamentswahlen 29 Prozent der Franzosen für »En Marche!« stimmen. Die anderen Werte ähneln den Ergebnissen der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Ende April, mit einer Ausnahme. Demzufolge wollen 20 Prozent in ihrem Wahlkreis für einen Kandidaten der Konservativen um Republikaner und der Union der Vereinigten Demokraten stimmen und 20 Prozent für einen der Front National.

Nur 14 Prozent wollen aktuell für den Linksblock »France Insoumise« (Das aufsässige Frankreich) stimmen. 7 Prozent der Franzosen geben an Kandidaten der Sozialisten und die mit ihnen assoziierte Partei der radikalen Linken wählen zu wollen, weitere 10 Prozent werden für Grüne, Kommunisten, NPA und die konservative Abspaltung »Aufrechtes Frankreich« stimmen. Die Umfrage hat eine Fehlertoleranz von 1 bis 3 Prozent. Sie bietet nur einen ersten Eindruck und Überblick. Noch sind nicht alle Kandidaten – etwa von »En Marche!« - bekannt. Auf Wahlkreisebene könnte das Ergebnis anders aussehen.

Am Donnerstag legte die Partei Macrons eine erste Liste mit 428 Kandidaten vor, die Hälfte von ihnen sind Frauen. Ursprünglich wollte »En Marche!« bereits die komplette Liste für jeden einzelnen der 577 Wahlkreise vorstellen, doch es gab Verzögerungen. Die vollständige Liste soll nun bis nächsten Mittwoch vorliegen. Die Macron-Bewegung bekam rund 19.000 Bewerbungen. 52 Prozent aller bisher bestimmten Kandidaten waren vorher nicht politisch aktiv. Nur 24 sind Parlamentarier. Das durchschnittliche Alter der Kandidaten ist laut Angaben des Politikwissenschaftlers Benjamin Leruth 46 Jahren.

Offenbar zu alt, vor allem aber zu sehr Teil des politischen Establishments, für »En Marche!« ist der ehemalige Premierminister Manuel Valls. Dieser hatte am Dienstag erklärt, bei der Parlamentswahl Mitte Juni für »En Marche!« antreten zu wollen, offenbar ohne vorherige Absprache mit »En Marche!«. Die Bewegung von Emmanuel Macron lehnte den Valls, der unter Macrons Vorgänger François Hollande bis Ende 2016 Regierungschef war, als Kandidat ab.

»En Marche!« werde in Valls' Wahlkreis aber keinen Gegenkandidaten aufstellen, kündigte Generalsekretär Richard Ferrand am Donnerstag in Paris an. »Man schlägt einem ehemaligen Premierminister nicht die Tür vor der Nase zu«, sagte Ferrand. Der Fall sei einzigartig. Doch Valls erfülle nicht alle Kriterien. So habe er schon drei Amtszeiten als Parlamentarier hinter sich.

Die Entscheidung der Gruppierung begrüße er, teilte Valls am Donnerstagabend auf Twitter mit. Er trete nun als »freier Mann« an. Valls will in seinem Wahlkreis im Département Essonne südlich von Paris kandidieren.

Der liberale Politiker Macron hatte am vergangenen Sonntag mit klarer Mehrheit die europafeindliche Rechtsradikale Marine Le Pen geschlagen. Am Sonntag wird der 39-Jährige als jüngster Präsident aller Zeiten des Amt von Hollande übernehmen. Macron will eine Parlamentsmehrheit erringen, um regieren zu können. Bisher ist »En Marche!« überhaupt nicht in der Volksvertretung präsent. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal