Buga nun in Rostock?

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Keine Badestelle für Tiger im See, keine »mystischen Landschaften«, keine Tierbeobachtung aus versteckten Hütten auf der Insel Kaninchenwerder wird es 2025 in Schwerin geben. Nicht nur diese Programmpunkte der erträumten Neuauflage einer Bundesgartenschau sind gekippt worden, sondern alle. Die hoch verschuldete Stadt bekommt vom Land keine Mittel für die rund 80 Millionen teure Buga, die sie aus eigener Kraft keinesfalls stemmen könnte. Und so ist die gesamte Schau nun abgesagt worden. Auch die angekündigte Bürgerabstimmung über ein Ja oder Nein zu dieser Veranstaltung ist damit hinfällig.

Bereits vor Monaten hatte Innenminister Lorenz Caffier (CDU) signalisiert, dass die Stadt nicht mit Landeshilfe rechnen dürfe. Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) aber hatte sich nicht entmutigen lassen, sondern weiter um öffentliche Gelder geworben, hoffend, dass sich der Erfolg der 2009 in Schwerin ausgerichteten Buga wiederholen könnte.

Das aber erwartet die rot-schwarze Regierung offenbar nicht. Und so war es jetzt an der Zeit, den Verantwortlichen der Landeshauptstadt die bittere Botschaft zu überbringen. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) mochte das vermutlich nicht selber tun, hatte er doch die Bitte des Oberbürgermeisters um ein persönliches Gespräch zur Gartenschau abgelehnt und OB Rico Badenschier mitgeteilt: Die kompetenten Ansprechpartner in Sachen Bundesartenschau seien Innenminister Caffier und Finanzminister Mathias Brodkorb (SPD).

Beide konfrontierten die Stadtspitze nun mit der klaren und endgültigen Absage: Vom Land fließt kein Geld für die Bundesgartenschau. Und sie vermittelten unmissverständlich: Vorrangig für Schwerin sollte es sein, sich um die Konsolidierung der allzu schwachen Stadtfinanzen zu bemühen.

Das wolle die Stadt tun, erklärte der Oberbürgermeister am Freitag anlässlich der Gartenschau-Absage und unterstrich: Eine Kürzung freiwilliger kommunaler Leistungen für Kultur, Jugend und Sport zugunsten der Buga-Finanzierung komme nicht in Frage. »Wir blicken jetzt nach vorn und werden uns auf unseren Antrag zum UNESCO-Weltkulturerbe konzentrieren, an dem wir gemeinsam mit dem Land weiterarbeiten«, so der OB. Außerdem werde die Stadt alles daran setzen, ihre finanzielle Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Dann könne Schwerin in Zukunft interessante Projekte auch aus eigener Kraft realisieren.

Ob es trotz der gescheiterten Schweriner Pläne 2025 in Mecklenburg-Vorpommern eine Buga geben wird? Rostock wäre dafür ein geeigneter Ort, hatte der Bundestagsabgeordnete Peter Stein (CDU) unlängst als Alternative vorgeschlagen. Eine Idee, die auch dem Oberbürgermeister der Hansestadt, Roland Mehling (parteilos), zusagt. »Gerade weil wir uns in Rostock einig sind, dass es einer Stadtentwicklung am Wasser bedarf, wäre dies ein spannendes Vorhaben«, zitiert der NDR den OB.

Auf Rostock als Alternative hofft auch Helmut Holter von der LINKEN-Fraktion im Landtag. Mit der Absage zur Mitfinanzierung der Buga in Schwerin, so der Politiker, »versinkt die Landesregierung vollends in ihrem unsinnigen Sparwahn«. Im Wissen um die erfolgreiche Buga 2009 werde eine Chance vertan, die Stadt und das Land bekannter zu machen und die wirtschaftliche Weiterentwicklung zu fördern. »Ich kann nur hoffen, dass Rostock die Buga zumindest ins Land holt und die positiven Effekte nutzen kann«, so Holter gegenüber »nd«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal