Neue Mannschaft, und noch immer kein Ende in Sicht

Flughafengesellschaft: Aufsichtsrat billigte Jahresbilanz am Standort Berlin - kein Eröffnungstermin für den BER, aber Erweiterungspläne ab 2025

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Jahresbilanz der Flughafengesellschaft (FBB) für 2016, die Situation auf der Baustelle des künftigen Hauptstadtflughafens BER sowie der Masterplan zum weiteren Ausbau des Aiports nach 2025 - mit diesen Themen hat sich der neu besetzte FBB-Aufsichtsrat in seiner Sitzung am vergangenen Montag befasst. Den noch zu Jahresbeginn für diesen Tag angekündigten Eröffnungstermin des neuen Airports hatte nach dem personellen Neubeginn an der Spitze der FBB und ihres Kontrollgremiums niemand erwartet. Fast exakt vor fünf Jahren, am 24. Mai 2012, hatte die Eröffnungszeremonie des BER stattfinden sollen - keine drei Wochen zuvor war sie abgeblasen worden.

Wie der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, am Abend informierte, hätten dessen Mitglieder den Jahresabschluss 2016 einstimmig gebilligt. Die Bilanz, die noch der Zustimmung der Gesellschafterversammlung bedürfe, zeugt von einer positiven Geschäftsentwicklung, wird aber wie im Vorjahr von anhaltenden Problemen auf der BER-Baustelle überschattet.

Präsentiert wurde ein neuer Rekord: 2016 wurden an den Flughäfen Tegel und Schönefeld insgesamt 32,9 Millionen Flugreisende, ein Plus von 11,4 Prozent, abgefertigt. Das operative Ergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg um 28 Prozent auf 109 Millionen Euro. Details verweigerte Bretschneider mit Hinweis auf die Gesellschafter.

Auf der Baustelle des BER machte Bretschneider als kritisches Problem, das noch immer nicht komplett gelöst iss, vor allem die Herstellung der Funktionstüchtigkeit der Sprinkleranlage im Fluggastterminal aus. In der Aufsichtsratssitzung hätten aber auch der geplante Interimsbau sowie der danach folgende Neubau des Regierungsterminals eine Rolle gespielt. Angesichts der zu erwartenden Fluggastentwicklung müsse der BER, der bereits seine Kapazitätsgrenze erreicht habe, schrittweise erweitert werden. Dafür werde am 7. Juli Grundzüge des »Masterplan 2025-2040« besprechen.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup verwies auf das anhaltende Wachstum des Fluggastaufkommens in Berlin. Ungeachtet der Streiktage im Frühjahr seien 2017 in den ersten vier Monaten »ziemlich genau zehn Millionen« Fluggäste registriert worden, sechs bis sieben Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2016. Berlin zähle damit zu den aufkommenstärksten Flughafenregionen.

Näher ging der Flughafenchef auf die perspektivische Entwicklung am BER ein. Prognosen sagten ein Wachstum der Fluggastzahlen auf 47 Millionen im Jahr 2030 und 55 Millionen im Jahr 2040 voraus. Die bislang gebaute Kapazität am Standort umfasse rund 27 Millionen am BER-Fluggast-Terminal sowie rund 13 Millionen am bisherigen Flughafen Berlin-Schönefeld. Noch Kasten Mühlenfeld sei ein neues »Low-cost-Terminal« (T1-E) zur Abfertigung von jährlich sechs Millionen Reisenden geplant worden. Es wird über Check-in-Schalter mit Gepäckannahme, Sicherheitslinien und eine Gepäckausgabe verfügen. Nach einer Überarbeitung seien die Kosten auf rund 100 Euro halbiert worden. Das intern »T1-E-light« genannte Gebäude, das über zwei Brücken mit dem Nordpier des Fluggastterminals verbunden wird, solle 2020 fertiggestellt werden. Mit seiner preisgünstigen modularen Industriebauweise gebe es vor, wie man sich künftige Erweiterungen vorstelle: »Keine weiteren hochkomplexen Gebäude am BER, die am Ende niemand mehr beherrscht.«

Für Unruhe hatten am Montag Medienberichte gesorgt, denen zufolge Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup den früheren SPD-Sprecher Lars Kühn für einen Tagessatz von 2000 Euro als externen Kommunikationsberater angeheuert habe. Flughafenchef und Aufsichtratsvorsitzender bestätigten diese Personalie, die »aufgrund eines Beschlusses der Geschäftsführung entsprechend der gültigen Richtlinien« erfolgt sei. Lütke Daldrup habe man für die operative Kommunikationsberatung die Agentur MSL unter Vertrag, deren Geschäftsführer Axel Wallrabenstein als CDU-nah gelte.

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