Energiewende auf der Straße

In Frankreich fahren rund 100 000 Elektroautos - es sind wenige, doch ihre Anzahl nimmt rasch zu

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.

Ende März wurde in Frankreich das 100.000 Elektroauto seit 2010 zugelassen. Nach dem Willen der Regierung sollen es bis 2030 sechs Millionen werden. Um den Übergang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu solchen mit Elektromotor zu forcieren, weitete der Staat Anfang des Jahres die finanziellen Anreize auf Taxis, Firmenwagen und Kleintransporter von Gewerbebetrieben aus. Außerdem gibt es jetzt auch eine Prämie von bis zu 1000 Euro für den Kauf eines Elektro-Rollers. Schon zuvor gab es für private Autobesitzer eine Prämie in Höhe von 27 Prozent des Kaufpreises, maximal 10.000 Euro, für den Kauf eines batteriegetriebenen Personenautos, wenn dafür eines mit Diesel- oder Benzinmotor verschrottet wurde. In der Praxis lag die Prämie 2016 im Schnitt bei 6300 Euro.

Das ist nicht alles: Elektrofahrzeuge bekommen die grüne Umweltplakette, was bedeutet, dass sie auch fahren dürfen, wenn der Verkehr wegen Luftbelastungen eingeschränkt ist. Auch dürfen sie weiter im Zentrum von Städten fahren, wo der Verkehr für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor schrittweise eingeschränkt und mittelfristig verboten werden soll. Mit den privaten Autobahnbetreibern laufen zudem Verhandlungen über die Einführung ermäßigter Gebühren für E-Fahrzeuge. In Paris und einigen anderen Großstädten des Landes gibt es bereits ein Netz von Verleihstationen für kleine Elektroautos.

Auch dank solcher Unterstützung hat der Kauf von Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr um 23 Prozent zugenommen, bei Personenautos waren es sogar um 26 Prozent. Knapp 22.000 E-Autos wurden neu zugelassen, wobei der Anteil an allen Neuzulassungen lediglich gut ein Prozent betrug. Und die Palette der zur Auswahl stehenden E-Autos lässt weiter zu wünschen übrig. Im Moment sind es 17 Modelle - von der Tesla-Luxuslimousine bis hin zum Kleinwagen Zoe von Renault. Der ist übrigens das einzige Elektroauto, das der französische Konzern im Programm hat, während - wie man im vergangenen Oktober auf dem Pariser Automobilsalon vergleichen konnte - Mercedes, BMW und VW je ein E-Modell pro Fahrzeugklasse anbieten. Doch die Franzosen kaufen patriotisch: Drei von vier der 2016 zugelassenen Elektroautos waren ein Renault Zoe oder ein technisch identischer Nissan Leaf von der japanischen Renault-Filiale.

Selbst diese Kleinwagen bringen es bereits auf die beachtliche Reichweite von 400 Kilometer, bevor die Batterie wieder aufgeladen werden muss. Da das landesweite Netz von Ladestationen jahrelang relativ dünn geknüpft war, wichen viele umweltbewusste Autofahrer zunächst auf Hybridfahrzeuge aus, die neben dem elektrischen noch einen thermischen Motor haben. Doch inzwischen wurden sehr viele Tankstellen mit Schnellladeanschlüssen ausgestattet und nicht zuletzt dank öffentlicher Förderung haben viele Hausbesitzer ihre Garage nachgerüstet. Anfang 2017 zählte man in Frankreich bereits 120.000 Stromanschlüsse für Elektroautos, davon 15.000 öffentlich zugängliche.

Wenn in der Perspektive einmal sechs Millionen E-Autos in Frankreich rollen, macht ihr Strombedarf fünf bis sechs Prozent der gesamten Kapazität an Elektroenergie aus. Wird ein Großteil der Autos zur selben Zeit aufgeladen, etwa abends nach der Arbeit, dann kann das erhebliche Probleme für das Stromnetz mit sich bringen. Darum arbeitet der Energiekonzern EDF gegenwärtig an einer neuartigen Technologie, um die Ladepunkte mit Batterien auszustatten, die per digitaler Steuerung zu bedarfsarmen Zeiten aufgeladen werden. Dort kann man dann sein Auto zu jeder beliebigen Zeit »auftanken«, ohne das öffentliche Netz zu belasten.

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