Am Ende des Regenbogens wartet das Glück

Armensiedlung in Indonesien wird dank farbenprächtiger Dächer weltberühmt

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Früher wollte niemand in Kampung Pelangi wohnen, geschweige denn es besuchen. Das indonesische Dorf in Zentraljava galt als Armenviertel. Rund 500 Kilometer sind es von dort in die Metropole Jakarta. Um das Leben der Bewohner zu verbessern, ließ sich die lokale Regierung ein Experiment einfallen. Sie gab dem Ort einen Neuanstrich und einen neuen Namen, der zum Motto wurde. Kampung Pelangi heißt nämlich wörtlich übersetzt »Regenbogen-Dorf«. Über 230 Häuser wurden in Regenbogenfarben angemalt, etliche Wände mit Graffitikunst versehen, die unzählige Fotogelegenheiten schaffen.

Letzteres ist kein Zufall: Denn Indonesier lieben Twitter, Instagram und Co. Fast 80 Millionen der über 250 Millionen Indonesier nutzen soziale Medien. Vor allem die jüngere Generation ist immer auf der Suche nach dem besten Motiv für ein »Selfie«. Und diese Motive liefert Kampung Pelangi zur Genüge: Hier kann man sich vom »Hai auffressen« lassen, Tricks mit geometrischen Mustern machen oder einen bildlichen Blumenstrauß überreichen. Mit mindestens drei unterschiedlichen Farben ist jedes Haus für sich ein Hingucker.

Instagram-Nutzer haben die vielen Fotogelegenheiten mit Begeisterung angenommen und viele witzige und farbenfrohe Fotos der Ortschaft auf das soziale Netzwerk geladen. Damit ist das indonesische Dorf fast über Nacht weltweit bekannt geworden.

Inzwischen strömen immer mehr Touristen in das einstige Armenviertel. Zwei junge Studentinnen sagten der lokalen Tageszeitung »The Jakarta Post«, dass sie in das Dorf gekommen seien, um den einzigartigen Blick auf das bunte Häusermeer zu genießen. »Wir sahen die Bilder auf Instagram und entschieden, herzukommen, und es ist echt toll«, sagten Maya Cindy und Diana Andrea. Die Regenbogenidee brachte der 54-jährige Schuldirektor Slamet Widodo ins Gespräch, nachdem er das Konzept in anderen Ortschaften gesehen hatte, die jedoch nie den gleichen Bekanntheitsgrad erreicht hatten wie jetzt Kampung Pelangi. Irgendwann sollen 385 Häuser mit den bunten Farben und der Graffitikunst bemalt sein und auch der lokale Fluss soll gesäubert werden.

Für das bisherige Projekt, das schon jetzt ein erfolgreiches soziales Experiment ist, hat die Regierung rund 300 Millionen Rupiah (20 000 Euro) zur Verfügung gestellt. Der lokale Handwerkerverband half mit Arbeitern und Farbe, und auch das Verkehrsamt und die Tourismusbehörde unterstützten das Projekt.

Nicht umsonst heißt es schließlich: Am Ende des Regenbogens wartet das Glück - im Falle von Kampung Pelangi scheint sich dies zu bewahrheiten.

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