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Weltweites Fanal Flucht

UNO verweist auf ständig steigende Zahlen

  • Lesedauer: 2 Min.

Genf. Noch nie waren auf der Erde so viele entwurzelt: 65,5 Millionen Menschen flohen im vergangenen Jahr vor Krieg, Gewalt und Verfolgung, 300 000 mehr als im Jahr davor. Allein in Syrien mussten zwei Drittel der Einwohner ihre Heimat verlassen, berichtete das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Montag in Genf. Darunter waren 22,5 Millionen Menschen, die über Grenzen gingen und 40,4 Millionen Vertriebene, die in einem anderen Teil ihrer Heimatländer Unterschlupf fanden. Jede Minute des Jahres mussten irgendwo 20 Menschen fliehen. Jeder 113. Mensch auf der Welt war ein Flüchtling. Seit 1997 hat sich die Flüchtlingszahl damit praktisch verdoppelt.

Vier von fünf Flüchtlingen haben in Ländern Aufnahme gefunden, die selbst teils kaum das Nötigste haben. »Dies ist keine Krise der reichen Welt, sondern eine Krise der Entwicklungsländer«, betonte Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. Deutschland kommt mit 670 000 Flüchtlingen laut UNHCR-Berechnung nach Ländern wie Türkei, Pakistan, Uganda und Äthiopien auf Platz 8. Die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Flüchtlingen verurteilte Grandi in einem Facebook-Live-Chat von Juba in Südsudan: »Flüchtlinge sind in Angst geflohen, sie machen nicht selbst Angst«, sagte er. Südsudan bereitet dem UNHCR besondere Sorge, weil die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen rasant wächst. 1,4 Millionen Menschen sind bereits über die Grenzen. Nur aus Syrien (5,5 Millionen) und Afghanistan (2,5 Millionen) sind mehr Menschen geflüchtet.

Der Caritas-Verband verlangte eine bessere Verteilung der Lasten in der Flüchtlingshilfe. »Es sind oft die Menschen in armen Ländern, die die größte Solidarität mit den Opfern von Kriegen und Verfolgung zeigen«, sagte Caritas-Präsident Peter Neher. »Ließe Europa mehr Zuwanderung zu, müssten weniger Menschen ihr Leben auf gefährlichen Überfahrten riskieren.« Das helfe der Entwicklung der Heimatländer.

Dass die Gesamtzahl der Flüchtenden nur knapp über der des Vorjahres lag, suggeriere fälschlicherweise eine Stagnation der Lage, sagte Grandi. »Das verschleiert nur, wie instabil die Lage in vielen Regionen ist.« Millionen Menschen seien in ihre Heimatorte zurückgekehrt, ohne dass die Lage wirklich sicherer war. Andere hätten ein neues Zuhause in Drittländern gefunden. Neu wurden 10,3 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. dpa/nd

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