China kommt ins Saarland

Die U20-Auswahl des Landes soll ein Jahr lang als Gastmannschaft in der Regionalliga Südwest mitkicken, um sich auf Olympia vorzubereiten

  • Eric Dobias, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 2 Min.

Kölns Torjäger Anthony Modeste steht vor einem Wechsel in die chinesische Profiliga. Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern München reisen im Sommer zu Testspielen ins Reich der Mitte, wo der Rekordmeister auch längst eine Dependance eröffnet hat. Für die Bundesligaklubs ist China schon lange ein Wachstumsmarkt. Doch nun wird die im vergangenen November fixierte Kooperation zwischen Weltmeister Deutschland und dem Fußball-Entwicklungsland auf eine neue Stufe gehoben. Von der kommenden Saison an soll die U20-Auswahl Chinas in der Regionalliga Südwest mitkicken, um Spielpraxis für die Olympischen Spiele 2020 zu sammeln.

Der revolutionäre Plan ist von den 19 Vereinen aus Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wohlwollend aufgenommen worden. »Sie stehen der Idee positiv gegenüber«, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Nicht zuletzt auch dank eines finanziellen Anreizes. Denn für die zwei zusätzlichen Saisonpartien an den sonst spielfreien Wochenenden gibt es vom chinesischen Verband für jeden Klub 15 000 Euro.

»Demnächst tagen die Manager. Dann muss eine Entscheidung fallen, denn dort wird der Spielplan fix gemacht«, erklärte Zimmermann, der auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist. Felix Wiedemann, Geschäftsführer der Südwest-Regionalliga, geht von einem klaren Votum aus. »Alle 19 Klubs haben Zustimmung signalisiert«, sagte er. Am 5. Juli soll der Deal in Berlin in Anwesenheit von Chinas Staatspräsident Xi Jinping offiziell vorgestellt werden. Es wäre die konsequente Fortsetzung des Fußball-Förderprogramms, durch das China bis spätestens 2050 den Anschluss an die Weltspitze schaffen will.

Schon seit vielen Jahren unterstützt der Deutsche Fußball-Bund die Entwicklung in dem Land, in dem es bei 1,3 Milliarden Menschen nur rund 10 000 aktive Kicker gibt. Es mangelt an Fußballplätzen, Nachwuchsligen gibt es überhaupt nicht. Die bislang einmalige Aktion bietet dem chinesischen Perspektivteam nun die Möglichkeit, sich gezielt auf Olympia vorbereiten zu können. Die Mannschaft wird wahrscheinlich für ein Jahr in St. Leon-Rot ihr Quartier aufschlagen und von dort zu den Spielen reisen.

Die Regionallisten freuen sich auf die ungewöhnlichen Gäste. »Ich sehe bei einem Spiel gegen eine chinesische Mannschaft gute Vermarktungsmöglichkeiten«, sagte Christopher Fiori, Geschäftsführer der Kickers Offenbach. Amtskollege Marc-Nicolai Pfeifer von den Stuttgarter Kickers betonte: »Eine großartige Idee. Wir freuen uns auf die beiden Heimspiele und rollen dem chinesischen Olympiateam den roten Teppich aus.« dpa/nd

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