US-Politiker sorgt mit Video in Auschwitz für Empörung

Anne Frank Center: Ehemaliges Vernichtungslager ist kein »Fernsehstudio« / Republikaner Clay Higgins bittet um Entschuldigung

  • Lesedauer: 2 Min.

Auschwitz. Der US-Kongressabgeordnete Clay Higgins hat mit der Veröffentlichung eines Videos aus dem Inneren einer früheren Gaskammer des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau für Empörung gesorgt. In den Aufnahmen beschreibt der republikanische Abgeordnete aus Louisiana vor den Brennöfen die Gräueltaten der Nationalsozialisten, die sich dort abspielten. Dann spricht er über die Gegenwart: »Die Welt ist heute viel kleiner geworden als während des Zweiten Weltkrieges. Die USA sind heute viel zugänglicher für Terror wie diesen, für Horror wie diesen«, erklärt er und fügt hinzu: »Es ist schwer, von den Gaskammern und Öfen wegzugehen ohne ein sehr ernsthaftes Gefühl der Entschlossenheit, eine unerschütterliche Entschlossenheit, verdammt nochmal sicherzustellen, dass die USA vor dem Übel der Welt geschützt sind.«

Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau verurteilte den Auftritt des Politikers als pietätlos. »Jeder hat das Recht, das Gesehene zu reflektieren«, hieß es in einer Stellungnahme des Museums auf Twitter. »Dennoch sollte im Inneren einer früheren Gaskammer andächtige Stille herrschen. Der Ort ist keine Bühne.« Auch der Vorsitzende des »Anne Frank Center for Mutual Respect«, Steven Goldstein, reagierte entrüstet auf das Video. Er betonte, dass es sich bei Auschwitz nicht um ein »Fernsehstudio« handele. Und der polnische Ober-Rabbiner Michael Schudrich erklärte: Es sei »äußerst verstörend«, wenn jemand eine Gaskammer nutze, um dort seine politische Meinung kundzutun.

Higgins entschuldigte sich am Mittwoch. Das Video war am Samstag auf seinem offiziellem Youtubekanal hochgeladen worden. Inzwischen wurde es gelöscht.

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war zwischen 1942 und 1945 im damals besetzten Polen das größte NS-Vernichtungslager. Mehr als eine Million Menschen wurde im Zweiten Weltkrieg dort ermordet, die meisten waren Juden. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal