Zu umtriebig

Der Grüne Jürgen Kasek ist Teilen seiner Partei zu engagiert

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.

Jürgen Kasek ist eigentlich überall. Wann und wo auch immer es in Sachsen in den vergangenen Jahren eine Demonstration gegen Nazis oder einen Protest gegen Pegida & Co. gab, war der 36-jährige Anwalt aus Leipzig dabei - als prominenter Teilnehmer oder als Anmelder. In guter Erinnerung sind die Bilder, wie der 2014 zu einem der zwei Landesvorstandssprecher der Grünen gewählte Kasek beim ersten Jahrestag von Pegida, auf dem Dach eines Autos stehend, der Gegendemonstration verbal einheizte. Es ist ein Agieren, das auch die eigenen Reihen spaltet. Viele schätzen, wie Kasek mit großem persönlichen Einsatz das Anti-Nazi-Profil der Partei schärft. Andere werfen ihm genervt Profilierungssucht vor.

In nächster Zeit wird Kasek in die zweite Reihe verschwinden. Auslöser ist, dass er auch in Hamburg war: bei den Protesten gegen den G20-Gipfel und der eskalierten »Welcome to Hell«-Demo. Kasek selbst betont, er sei als Beobachter aufgetreten. Ein Video, das im Internet kursiert, zeigt ihn indes engagiert in einem, wie er selbst formuliert, »emotionsgeladenen Gespräch« mit der Polizei. Dies und eine Äußerung auf Twitter, wonach die »Eskalation von der Polizei« ausgegangen sei, ließ einen Sturm der Empörung über den Grünen hereinbrechen.

Der ist eigentlich einiges gewohnt. Im November griffen ihn Hooligans in einem Regionalzug an; später wurde seine Kanzlei mit rechten Parolen beschmiert. Zudem weiß er, dass er auch in den eigenen Reihen polarisiert. Diesmal indes gibt es öffentlich scharfe Kritik. Der Landesvorstand der Partei spricht in einer Erklärung vom »Eindruck«, dass Kasek nicht durchgehend seiner Rolle als Beobachter gerecht geworden sei, und nennt das »einen - auch im Nachhinein - nicht korrigierbaren politischen Fehler«. Der Gescholtene lässt wissen, er habe angeboten, sich vorerst bei der »Kommentierung aktueller Ereignisse zurückzunehmen«. Kasek sei »von seinem eigenen Vorstand geerdet« worden, sagt ein Parteifreund. Im Internet regt sich aber auch Kritik: Da hätten Sachsens Grüne nun eine Person mit Profil - »und die wollt ihr weg haben«.

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