Köchelnde Konflikte

Cyrus Salimi-Asl zur Lage in Syrien

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Menschen gehen in Damaskus vor dem Gebäude des syrischen Verteidigungsministeriums vorbei, das am Vortag durch israelische Luftangriffe schwer beschädigt wurde.
Menschen gehen in Damaskus vor dem Gebäude des syrischen Verteidigungsministeriums vorbei, das am Vortag durch israelische Luftangriffe schwer beschädigt wurde.

Die gute Nachricht: Die von der Übergangsregierung in Damaskus entsandten Truppen ziehen sich zurück aus der mehrheitlich von Drusen besiedelten Region Al-Suweida. Die öffentliche Sicherheit liegt künftig in Händen der drusischen Gemeinschaft. Das dürfte weiteres Blutvergießen verhindern. Bis heute zählte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 380 Getötete, darunter etwa 200 Regierungssoldaten, 28 Zivilisten aus der Stadt Al-Suweida und 41 von Regierungstruppen hingerichtete Menschen.

Die schlechte Nachricht: Die Lage bleibt explosiv und entzieht sich vereinfachenden Erklärungen. Das Misstrauen unter den verschiedenen Gruppierungen in Syrien ist groß und kann schnell in Gewalt münden: Ein geteilter Post in sozialen Medien mit falschen Informationen reicht.

Das militärische Eingreifen Israels in innersyrische Konflikte macht alles noch komplizierter und lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten: Als selbsternannte Schutzmacht der Drusen hält die Regierung Netanjahu die Spannungen zwischen den ethnisch-religiösen Gruppen in Syrien am Kochen. Selbst wenn die Drusen niemanden um Hilfe gerufen haben, gelten sie vielen nun als Israel-Freunde.

Wer verurteilt die israelische Regierung eigentlich für die eklatante Verletzung der syrischen Souveränität? Syrien-Experte Charles Lister hat vorgerechnet, dass Israel in sieben Monaten 987 Luft- und Artillerieschläge sowie 421 Bodenangriffe gegen Syrien durchgeführt hat. Selbstverteidigung? Im gleichen Zeitraum summierte sich die Zahl der syrischen Angriffe auf Israel nach Listers Angaben auf genau: 0.

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