Die kommende Landung
Simon Poelchau über die Warnungen des Internationalen Währungsfonds vor aufkommenden sozialen Spannungen
Die Zahlen sind gut. Um 1,9 Prozent soll die Eurozone dieses Jahr wachsen, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF), und um 1,7 Prozent im nächsten Jahr. Dies sind immerhin 0,2 Prozent mehr, als die Ökonomen noch im April prognostizierten. Wären da nicht die langfristigen Risiken.
Ein Problem macht den Forschern der internationalen Organisation besonders Sorgen: die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die schwachen Lohnzuwächse in den reichen Industrieländern, die zu sozialen Spannungen führen können. Man kann die neuesten Zahlen also auch mit dem Satz zusammenfassen, den in dem französischen Film »Hass« ein aus einem Hochhaus fallender Mann immer wieder aufsagt: »Bis hierher lief’s noch ganz gut.« Doch wer als linker Krisentheoretiker frohlockt, dass mit der nächsten Krise die letzte Krise des Kapitalismus kommt, weil sich der grundlegendste Widerspruch dieser Wirtschaftsform zuspitzt, sollte mit seinem Optimismus vorsichtiger sein. Denn das Wichtigste ist die Landung und nicht der Fall.
So warnt der IWF nämlich nicht vor Aufständen der solidarischen Deklassierten, sondern vor Wahlerfolgen der Rechten, von denen es schon einige gab. Insofern leben wir derzeit in einer paradoxen Situation, in der die Linke nicht unbedingt feiern sollte, wenn es dem Kapital nicht gut geht.
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