Arbeitszeit-Verkürzung wirkt
Eva Roth über Rekordbeschäftigung, Teilzeit und Minijobs
Es ist schon seltsam: Bis heute wird darüber gestritten, ob kürzere Arbeitszeiten beschäftigungspolitisch wirksam sind, ob auf diese Weise die Erwerbsarbeit auf mehr Köpfe verteilt werden kann. Faktisch hat in den vergangenen Jahrzehnten genau das stattgefunden: Im Schnitt ist die Arbeitszeit pro Kopf gesunken und die Beschäftigung gestiegen. So gab es 1991 rund 39 Millionen Erwerbstätige, 2016 waren es 4,8 Millionen mehr - und das, obwohl die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden zuletzt etwas niedriger war als nach der Wende.
Es ist also sonnenklar, dass die Rekordbeschäftigung auch dank kürzerer Arbeitszeiten möglich wurde. Das Problem: Arbeitszeit und Einkommen sind sehr ungleich verteilt. Zwar haben viele Menschen eine Drei- oder Vier-Tage-Woche, weil sie genau das wollen. Gut so. Es gibt aber auch sehr viele Beschäftigte, die sich genötigt fühlen, jede Menge Überstunden zu machen. Und es gibt viel zu viele prekär Beschäftigte. Zuletzt zählten die Statistiker fast vier Millionen Menschen unter 65 Jahren, die ausschließlich einen Minijob hatten. Ihre Stundenlöhne sind meist sehr niedrig, viele hätten gern einen regulären Job. Wer nun einwendet, die Leute seien eben unqualifiziert, werfe einen Blick in die Statistiken: Fast die Hälfte der Minijobber hat einen Berufs- oder Hochschulabschluss.
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