Erst das Geld, dann das Gewissen
US-Wirtschaftsbosse verlassen Trump nicht wegen der Nazis, meint Oliver Kern
Donald Trump kuschelt mit Neonazis? Welch Überraschung, also schnell alle Aktien verkaufen! Klingt nicht plausibel, oder? Analysten brachten den schlechten Donnerstag an den US-Börsen mit Trumps katastrophaler Reaktion auf die Ereignisse von Charlottesville in Verbindung, schließlich hatten mehrere Wirtschaftsbosse bereits seine Beratergremien verlassen. Diese Flucht und ein eventuell abstürzender Aktienmarkt haben aber nichts mit Charlottesville zu tun. Vielmehr glaubt niemand mehr an Trumps Steuerreform.
Dass er Rassisten nach dem Mund redet, ist seit dem Wahlkampf 2016 längst bekannt. Die Wirtschaftsbosse interessierte das nach seinem Wahlsieg aber herzlich wenig, hatte der neue Präsident ihnen doch große Steuererleichterungen versprochen. Ohne einen realen Wirtschaftsaufschwung stiegen die Indizes an den Börsen nur in der Hoffnung auf steigende Gewinne. Doch das Scheitern der Gesundheitsreform hat zweierlei gezeigt: Die Republikaner sind innerlich so zerstritten, dass sie sich trotz ihrer Kongressmehrheit nicht auf wichtige Gesetze einigen können. Und Trump fehlen Macht und Verhandlungsgeschick, um sie doch durchzusetzen.
Experten sagen, dass die Steuerreform schwieriger wird als die Umwälzung der Gesundheitsvorsorge. Ein weiteres Fiasko für Trump ist also programmiert. Und damit wollen die großen Bosse einfach nichts zu tun haben.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.