Krieg ohne Camouflage
Roland Etzel zu Trumps Afghanistan-Erklärung
Der Krieg ist nicht tot und soll es auch nicht sein, nicht in Afghanistan. Seit Montagabend wissen wir: Der Krieg dort wird noch lange weitergehen; zumindest solange die Strategie des Westens bleibt, wie von US-Präsident Trump verkündet. Die Devise heißt Truppenaufstockung und damit Angriff.
Vielleicht muss man Trump sogar dankbar sein, denn er hat nolens volens Klartext gesprochen, räumt auf mit der Camouflage der Worte. Kein Formulierungsgeschwurbel mehr aus der Worthülsen-Werkstatt seines Vorgängers Obama, kein Schönreden mehr des Schlachthauses Afghanistan zum asiatischen Demokratiemodell. Ob er das Politgesäusel Obamas nur nicht beherrscht oder sich wie anderswo auch als Liebhaber der Brachialvariante gibt - einerlei. Der Krieg kann endlich das politisch korrekte Mäntelchen (»Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte«), das ihm der Friedensnobelpreisträger überhalf, wieder abwerfen. »Wir machen keine Staatenbildung mehr, wir töten Terroristen«, sagte Trump. Und es entspricht seiner ganz eigenen Logik, dass er darin sogar einen Weg für Gespräche mit den »Terroristen« sieht: »Irgendwann, nach einem erfolgreichen Militäreinsatz, wird vielleicht ein politisches Klima möglich sein, das auch Elemente der Taliban in Afghanistan einschließt.« Da schaudert’s jeden Menschen.
Die Bundesregierung hat sich damit aber nicht lange aufgehalten. Sie ließ schon am Dienstag wissen: Wir machen mit.
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