Kim setzt auf Kernwaffen

Sanktionen ignoriert

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer gehofft hatte, Pjöngjang würde sich von der Verschärfung der UN-Sanktionen beeindrucken lassen, wurde umgehend enttäuscht. Am Donnerstagabend noch hatte auch die Europäische Union die Strafzügel angezogen, indem sie eine Resolution des Weltsicherheitsrats von Anfang August umsetzte. Zugleich beschlossen die EU-Staaten, die am 11. September beschlossenen zusätzlichen Sanktionen ebenfalls rasch umzusetzen. Dazu gehört vor allem die Beschränkung von Öllieferungen an die Demokratische Volksrepublik Korea. Darüber hinaus wollen die Mitgliedstaaten nordkoreanischen Staatsangehörigen in ihrem Hoheitsgebiet keine Arbeitserlaubnis mehr erteilen - weil die erzielten Einnahmen in Pjöngjangs Atomwaffen- und Raketenprogramme fließen könnten. Wenige Stunden später schlug das japanische Warnsystem J-Alert erneut an.

Nahe der Hauptstadt Pjöngjang war wieder eine Rakete abgefeuert worden, die bei einer maximalen Flughöhe von 770 Kilometern den Norden Japans überquerte und nach 3700 Kilometern schließlich vor der Südostküste der Insel Hokkaido im Pazifik einschlug. Es war der bisher weiteste nordkoreanische Testflug. Doch sei er keine Bedrohung für Nordamerika oder das US-Außengebiet Guam gewesen, so das Pazifikkommando der US-Streitkräfte. David Wright von der Vereinigung besorgter Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten schätzt den Test dagegen als Demonstration der Fähigkeit ein, den US-Militärstützpunkt auf der 3400 Kilometer entfernten Pazifikinsel zu erreichen. Er nimmt an, dass es sich erneut um eine Hwasong-12-Mittelstreckenrakete gehandelt habe, deren maximale Reichweite bei 4500 Kilometer liegen soll. Der neue Raketentyp Hwasong 14 könne sogar mehr als 6000 Kilometer weit fliegen.

Neue Sanktionen des UN-Sicherheitsrates erwarteten politische Beobachter am Freitag nicht. US-Außenminister Rex Tillerson rief Peking und Moskau auf, ihrerseits schärfere Strafmaßnahmen zu ergreifen. In Washington denkt man in diesem Zusammenhang vor allem über einen sogenannten sekundären Boykott nach. Er würde auf die Handelspartner Nordkoreas zielen und soll das weitgehend isolierte und wirtschaftlich geschwächte Land von Finanzmitteln für seine Waffenprogramme abschneiden. Machthaber Kim Jong Un betrachtet eigene Kernwaffen als politische Überlebensgarantie. Glaubt man dem Militärexperten Jang Cheol Wun von der Seouler Kyungnam Universität in Seoul, hat er die technologischen Ziele seines Nuklearprogramms großenteils schon erreicht.

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